Denn die Muße, um noch einmal von ihr zu reden,
ist der Angelpunkt, um den sich alles dreht. Denn wenn auch beides sein
muss, so ist doch das Leben in Muße dem Leben der Arbeit vorzuziehen, und
das ist die Hauptfrage, mit welcher Art Tätigkeit man die Muße auszufüllen
hat. Man wird doch wohl nicht behaupten wollen, dass man sie auf eitles
Spiel verwenden müsse. Dann wäre ja das Spiel der Zweck unseres Daseins.
Wenn das aber unmöglich ist, und man des Spieles vielmehr bei der Arbeit
pflegen soll - denn der Müde braucht Erholung, und das Spiel ist der Erholung
wegen, und die Arbeit geschieht mit Mühe und Anstrengung -, nun, so folgt,
dass man dem Spiele nur mit Beobachtung der rechten Zeit seiner Anwendung
Raum geben darf, indem man es wie eine Medizin gebraucht. Denn eine solche
Bewegung der Seele ist Ausspannung und wegen der damit verbundenen Lust
Erholung. Die Muße dagegen scheint Lust, wahres Glück und seliges Leben
in sich selbst zu tragen. Das ist aber nicht der Anteil derer, die arbeiten,
sondern derer, die feiern. Denn wer arbeitet, arbeitet für ein Ziel, das
er noch nicht erreicht hat, das wahre Glück aber ist selbst Ziel und bringt,
wie allen feststeht, nicht Schmerz, sondern Lust.
-
Aristoteles
,
Politik
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