usgeglichenheit
Die Albigenser übertrugen ihre Alltagssorgen
auf einen Rosenstrauch, den sie an die Rückseite des Hauses gepflanzt
hatten; die Wünsche und die Ängste,
die Krankheiten und alles das, was ihnen im Leben
zuwider war — — und was sie nicht verstehen konnten. Sie verweilten
täglich im Anblick des Rosenstrauchs einige Zeit, bis die Magie der Wachstumskraft,
der Blüte auf sie übergegangen war. Sie sicherten sich so bereits im Leben
eine Ausgeglichenheit, die ihnen nach dem Ableben
als Paradies durch einen beim Priester unterschriebenen
Vertrag zugesichert worden war. - Aus: Franz Jung, Der Weg nach unten.
Aufzeichnungen aus einer großen Zeit. In: Franz Jung, Schriften, Bd. 1,
Salzhausen / Frankfurt am Main 1981