ufmerksamkeit
«Halt!» sagte Mr. Kelly. Seine Aufmerksamkeit konnte nicht so im
Handumdrehen gesammelt werden. Seine Aufmerksamkeit war zerstreut. Ein Teil
war bei seinem Caecum, das wieder mit dem Schwanz wedelte; ein Teil bei seinen
Extremitäten, die am Anker zerrten; ein Teil bei seiner Knabenzeit, und so weiter.
Alle mußten mobilisiert werden. Als er fühlte, daß genug zusammengescharrt war,
sagte er: «Los!» - (mur)
Aufmerksamkeit (2)
Eines Nachmittags gegen drei Uhr hörten wir während unserer Freiwache
eine laute und erregte Stimme: „Alle Mann auf! Kommt hoch Leute, kommt hoch!
Haltet euch nicht mit den Kleidern auf. Gleich sitzen wir drauf!" Wir sprangen
heraus aus den Kojen und an Deck. Dort hörten wir die laute, scharfe Stimme
des Kapitäns, Befehle erteilend, als ob es um Leben und Tod ginge. Ohne einen
Blick nach vorn zu werfen, stürzten wir an die Achterbrassen. Keine Sekunde
war zu verlieren. Das Ruder lag hart über. Die Achterraaen waren losgeworfen,
und das Schiff fiel ab zum Halsen. Langsam kamen die Raaen herum. Brassen und
Blöcke holten infolge der Vereisung nur sehr schwer. Das Schiff kam aber gut
herum. Die Raaen wurdea hart angebraßt, und wir lagen über dem andern Bug. Dicht
hinter uns an Backbordseite tauchte aus dem Nebel eine große Eisinsel
auf, die hoch über unsere Masten hinausragte. Zu beiden Seiten der Insel sahen
wir undeutlich große Felder von Treibeis, die sich in der Dünung hoben und senkten.
Wir waren jetzt in Sicherheit und hielten nach Norden ab. Ohne die Aufmerksamkeit
des Ausguckmannes hätten wir auf dem Eis gesessen, und von unserm guten Schiff
wäre nichts als ein paar treibende Planken zurückgeblieben. - (dana)
Aufmerksamkeit (3)
Wie wenig Menschen haben sich nur zu einer mannichfaltigen - schweigend
totalen, Aufmerksamkeit auf alles was um und in ihnen, in jedem Augenblicke,
vorgeht, erzogen. Bonnets Bemerckung - Aufmerksamkeit ist Mutter des Genies.
- Novalis, Vorarbeiten zu verschiedenen Fragmentsammlungen (entst.
1798)
Aufmerksamkeit (4) Das Bewusstsein simuliert die Welt und täuscht die Menschen über Brüche und Irritationen hinweg. Wie die Maschinerie der Illusion arbeitet, lässt sich an manchen Wahrnehmungstäuschungen erkennen, die den Bruch zwischen den sensorischen Daten und der Konstruktion der bewussten Wahrnehmung offenbaren.
Beim Sehen gleitet das Auge beispielsweise nicht kontinuierlich über die Szene, sondern springt ruckartig und fixiert gelegentlich Ausschnitte, während immer wieder ein Lidschlag erfolgt. Das Gehirn blendet die Sprünge und Fixierungen ebenso wie die kurzen Dunkelheiten aus und erstellt eine kontinuierliche Szene. Wenn wir uns auf etwas in dieser Szene konzentrieren, findet ein ähnlicher Prozess statt. Auch die Aufmerksamkeit hüpft oder pulsiert, während wir der Überzeugung sind, eine Szene festzuhalten und fortwährend anzuschauen.
Nach Untersuchungen an Menschen und Affen von Wissenschaftlern der Princeton University und der University of California-Berkeley springt die Aufmerksamkeit viermal in der Sekunde hin und her. "Wahrnehmung ist diskontinuierlich", so die Neuropsychologin und Hauptautorin Sabine Kastner, "sie geht rhythmisch durch kurze Zeitfenster." Auch die Aufmerksamkeit funktioniert nicht so, dass Neuronen über eine gewisse Zeit kontinuierlich "feuern".
Die Wissenschaftler beschreiben die Aufmerksamkeit metaphorisch als
eine Art Strahl oder Scheinwerfer, der viermal in der Sekunde stärker
und schwächer wird. Das erlaubt auch der Wahrnehmung zu scannen, was
ansonsten noch geschieht, um vor Überraschungen während der Ablenkung
durch die Konzentration gefeit zu sein. - Florian Rötzer, Telepolis vom 23. August 2018
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