Anruf annehmen   Ich haste los, laufe die Straße hinunter, ohne nach rechts oder links zu blicken, das Haus da werde ich gar nicht mehr wiedererkennen, ich werde vorbeilaufen, ohne es überhaupt zu bemerken. Schließlich ist es ein Haus wie die anderen, in jeder Hinsicht ganz wie die anderen und von den anderen nur unterscheidbar, wenn das Telefon klingeln würde, was ja unmöglich ist...

Je länger mir diese Gedanken im Kopf herumgehen, während ich so bergab laufe, desto deutlicher meine ich, wieder das Klingeln zu hören, immer lauter und schriller, da ist schon wieder das Haus, und das Telefon klingelt noch immer. Ich öffne die Gartentür, laufe nach hinten, trete ans Fenster. Ich brauche nur die Hand auszustrecken, um abzunehmen. Keuchend sage ich in die Muschel: »Hier ist nicht ...«, da ertönt aus dem Hörer eine Stimme, ein bißchen ungeduldig, aber nur ein bißchen, denn am eindrucksvollsten an dieser Stimme ist ihre Kälte, die Ruhe, in der sie sagt: »Hör genau zu: Marjorie ist hier, sie wird bald aufwachen, aber sie ist gefesselt und kann nicht weg. Merk dir die Adresse: 115 Hillside Drive. Wenn du sie holen kommst, okay. Wenn nicht, im Keller ist ein Kanister mit Kerosin und eine Plastikbombe mit einem Timer. In einer halben Stunde steht das Haus hier in Flammen.«

»Aber ich bin gar nicht...«, will ich sagen.

Er hat schon aufgelegt.    - Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht. München 2007 (Zuerst 1979)

Anruf

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