Als ich um eine Krümmung bog, wo die Felswand am steilsten war - wo sie auf einer Breite von vielleicht knapp hundert Metern geradezu senkrecht aufstieg und abfiel -, blieb ich stehen, um mir ein kleines, schartiges Loch am Außenrand des Weges etwas näher anzuschauen. Das Loch maß im Durchmesser etwa fünfzehn Zentimeter; frische, lockere Erde war an einer Seite zu einem halbkreisförmigen Wällchen aufgeworfen, an der anderen lose verteilt. Es war kein aufregender Anblick, aber selbst einem Stadtmenschen wie mir verriet das deutlich: hier war vor gar nicht langer Zeit ein Busch samt Wurzeln ausgerissen worden.

Es war aber kein ausgerissener Busch zu sehen. Ich warf meine Zigarette fort, ließ mich auf Hände und Knie nieder und streckte meinen Kopf über den Wegrand hinaus, um nach unten zu gucken. Sechs Meter tiefer sah ich den Busch. Er hatte sich oben in einem verkümmerten Bäumchen verfangen, das fast parallel zu der Felswand wuchs, und an seinen Wurzeln hing frische braune Erde. Was mir als nächstes ins Auge fiel, war ebenfalls braun - ein Schlapphut, der auf halber Höhe zwischen mir und dem Wasser mit der Öffnung nach oben zwischen zwei grauen Felszacken lag. Ich blickte hinunter zum Fuß der Felswand und sah die Füße und Beine.

Es waren Männerfüße und -beine, in schwarzen Schuhen und dunklen Hosen. Die Füße lagen auf einem vom Wasser glattgeschliffenen Felsblock, lagen auf der Seite, zwei Handbreit auseinander, beide nach links zeigend. Von den Füßen aus senkten sich die dunkelbehosten Beine ins Wasser hinab und verschwanden ein paar Zentimeter oberhalb der Knie unter der Oberfläche. - Dashiell Hammett, Der Fluch des Hauses Dain. Zürich 1976 (detebe 20293, zuerst 1929)

- Sebastiao Salgado