Zähne, schlechte

 

- David Evison

Zähne, schlechte (2)  Der kleine Zahn erfüllte mich mit großer Zärtlichkeit und Erbarmen. Er war so winzig und dünn bis zur Transparenz. Er war wie ein kleines, versteinertes Reiskorn mit einem unendlich kleinen Stück vom Blütenblatt eines Gänseblümchens darin. Denn man konnte in der Tat einen noch weißeren winzigen Punkt in der Mitte sehen. Hätte man diesen kleinen weißen Fleck mikroskopisch vergrößern können, wäre darin vielleicht die Strahlenkrone einer winzigen Jungfrau von Lourdes erschienen.

Der Vorteil meiner Schwächen ist mir stets genau bewußt gewesen. In Schwächezuständen entstehen infolge der Gesetze der Kompensation, der Gleichgewichtsstörung und der Uneinheitlichkeit Pausen, aus denen neue Rangordnungen der normalen Elastizitätskoeffizienten hervorgehen. Ich weiß genau, daß die Argonauten angeblich aggressive und gut ausgebildete Unterkiefer hatten, und es ist viel von dem rational auf Erfolg ausgerichteten Willen die Rede. Ich selbst jedoch habe diese starken Gesichter mit fehlerlosen Porzellanzähnen - den Prototypen bissiger Hartnäckigkeit - immer nur bei namenlosen Massenmenschen gesehen, die bestens in der Lage sind, die mittelmäßigste Situation im Leben zu meistern. Die Reichen hingegen haben immer schlechte Zähne gehabt. Geld läßt altern und verschafft dem Menschen, der auf dem Wege ist, reich zu werden, Falten, sogar bevor er sein Ziel erreicht hat, genau so wie die Ausdünstungen gewisser bösartiger, fleischfressender Blumen das Insekt, das sich auf ihrem todbringenden Stempel ausruhen will, schon vorher vergiften. »Meine geliebten, verarmten, unregelmäßigen, entkalkten Zähne, Stigmata meines Alters, fortan werde ich nur noch euch haben, um auf Geld zu beißen!«   - (dali)

Zähne, schlechte (3)  

  

- N. N.

 

Zahn

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme