rüderschaft
Pferdesohn ging zu seinen Brüdern, den Jünglingen, mit denen
er Brüderschaft geschlossen hatte. »Guten Tag, Brüder! Ihr glaubtet, ich würde
umkommen. Wenn ihr recht an mir gehandelt habt, so werft eure Pfeile
in die Höhe und sie werden vor euch herabfallen, ohne euch zu treffen. Habt
ihr aber Verrat an mir geübt, so treffen sie euch in den Kopf!« Da stellten
sich alle vier in eine Reihe und warfen ihre Pfeile in die Höhe. Pferdesohns
Pfeil fiel unmittelbar vor seinem Gesicht zur Erde. Die anderen aber wurden
von ihren Pfeilen in den Kopf getroffen, so daß sie starben. - (zig)
Brüderschaft
(2) Ein alter Mann hatte eine Menge Kinder und wohnte
mit ihnen in einer Erdhöhle im Walde. Eines Tages sprach er zu seiner Frau:
»Backe mir ein Brot, denn ich will gehen, um einen Erwerb zu suchen.« Er ging
also in den Wald hinein und gelangte zu einer Quelle. Bei der Quelle stand ein
Tisch, auf diesen legte er das Brot. Da kamen die
Krähen herbei und fraßen es auf, während er schlief. Als er erwachte und Fliegen
sah, die sich über die Krumen hermachten, schlug er mit seiner Hand zu und tötete
100 Fliegen. Nach dieser Tat schrieb er auf den Tisch, er habe Hundert mit einem
Faustschlag niedergemacht. Dann legte er sich
wieder nieder und schlief weiter. Auf einmal kam ein Drache
mit einem Ledersack, um Wasser zu schöpfen. Da sah er, daß auf dem Tisch geschrieben
stand, jener habe Hundert getötet. Und wie er nun den Greis erblickte, geriet
er in große Angst. Als der Alte aber erwachte, war das Fürchten auf seiner Seite.
Da redete ihn der Drache an: »Wir wollen Brüderschaft
machen.« Und sie schwuren, Kreuzbrüder werden zu wollen. Der Drache schöpfte
sein Wasser und sprach zum Alten: »Komm mit mir in mein Schloß.«
Also gingen sie miteinander, der Alte immer voran. Und jedesmal, wenn der Drache
ausatmete, schob er den Alten nach vorn, und wenn er den Atem einzog, zog er
ihn rückwärts. Da fragte der Drache: »Bruder, warum läufst
du bald vorwärts und bald rückwärts?« Der Alte
erwiderte: »Es kommt mich immer eine böse Anwandlung
an, dich töten zu wollen.« Da meinte der Drache: »Halt, Bruder, dann will ich
vorangehen, und du gehst hinter mir; vielleicht kommt dir dann ein anderer Gedanke.«
So gelangten sie zu Kirschbäumen. »Bruder«, sagte der Drache, »wir wollen Kirschen
essen!« Der Drache stieg auf den Baum und der Alte pflückte von unten. Da sprach
der Drache: »Steig auch herauf, hier oben sind bessere.« Der Greis entgegnete:
»Die sind nicht besser, denn die sind ja von den Vögeln beschmutzt.« — »Greif
nach diesem Zweig.« Der Alte griff danach. Da ließ der Drache den Zweig wieder
fahren und schleuderte so den Alten in die Höhe. Der fiel auf einen Hasen
und ergriff ihn. Der Drache fragte: »Was hast du gemacht, Bruder, bist du von
dem Zweig herabgefallen?« — »Ich bin selbst herabgesprungen, um den Hasen zu
fangen, denn es blieb keine Zeit mehr, ihm nachzueilen, deshalb ließ ich mich
auf ihn fallen.« Danach stieg der Drache wieder herunter und ging mit dem Alten
nach Hause. Dort angelangt, fragte der Greis die Frau des Drachen: »Möchtest
du ein Geschenk, Schwägerin?« — »Danke schön, Schwager.« Der Drache flüsterte
ihr nämlich heimlich zu: »Wünsche dir nichts, er würde uns sonst töten, denn
mit einem Fausthieb hat er Hundert niedergestreckt.« - (zig)