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glaube, die grundlegende Absicht des Dichters ist zu sein, und zwar zu sein
gemäß den Anforderungen, die seine Natur an ihn stellt und von denen niemand,
nicht einmal er selbst, etwas wissen könnte, wenn es ihm nicht gelänge, sich
auszudrücken. Dort entspringt jenes Verlangen, das man ihm nachsagt, zu bewegen,
zu erregen. Zuerst ist da das gebieterische Bedürfnis sich auszudrücken, um
sich selbst seine Existenz zu beweisen, seine Identität zu finden, das einzige,
was zählt in seinen Augen. Der Wunsch zu erregen kommt erst an zweiter Stelle.
Wenn der Dichter einsam ist, was vielleicht ein Verhängnis, ein Fluch oder eine
Schwäche, keineswegs übrigens eine Schande wäre, muß er sich trotzdem daraus
befreien; denn um dieser Einsamkeit zu entgehen, die in all ihren Formen ziemlich
schwer zu ertragen ist, erwacht in ihm erst der Ehrgeiz zu erregen. Aufgrund
der Erregung, die sein Werk den anderen Seelen verschafft, wird er, wenn Sie
so wollen, jenen gewichtigen Wert für authentisch erweisen, den er mehr oder
weniger schmerzhaft in sich selber fühlt und trägt, wird die anderen Menschen
an der einzigen Kontaktstelle versammeln können, wo er sie zu treffen vermöchte.
Ein Werk ist der Ort der Begegnung, den der Dichter den anderen Menschen bietet,
der einzige, den aufzusuchen wahrhaft der Mühe wert ist. - Pierre Reverdy
Werk (2)
VOM BLICK DES AUTORS AUF SEIN WERK Bald Schwan,
der eine Ente, bald Ente, die einen Schwan ausgebrütet
hat. - (
pval
)
Werk (3)
Crébillon, der Vater, befragt, welches Werk er für sein bestes halte,
erwiderte: „Ich weiß nur, welches mein schlechtestes ist", und deutete
auf seinen Sohn, der die schlüpfrigen Romane geschrieben
hat. Der Herr Sohn entgegnete auf der Stelle: „Man glaubt darum auch, daß Sie
dieses Werk nicht selbst gemacht hätten." - (
kjw
)
Werk (4)
Nicht der Autor, der andere soll seine Gefühle beisteuern. Das Ziel
eines — ehrenhaften —Werkes ist einfach und klar: zum Denken bringen. Den Leser
gegen seinen Willen zum Denken bringen. Akte im Innern provozieren. Das ist
das napoleonische Ziel des Geschriebenen. -
(pval2)
Werk (5)
Was das »Denken« betrifft, sind Werke Verfälschungen, denn sie schalten
das Vorläufige und Nicht-Wiederholbare aus, das Augenblickliche und die Mischung
von rein und unrein, Ordnung und Unordnung. -
(pval2)
Werk (6)
Ein Werk war für Degas das Ergebnis
einer unbegrenzten Anzahl von Studien, sowie einer Reihe rechnerischer Operationen.
Er war, wie ich fest überzeugt bin, der Ansicht, man könne von einem Werk niemals
sagen, es sei „fertig", und der Künstler blieb ihm unverständlich,
der eines seiner Werke nach einiger Zeit zufällig wiederum zu Gesicht bekommt,
ohne das Bedürfnis zu empfinden, es zurückzufordern, sich neuerdings damit abzugeben.
Er war imstande, Bilder, die schon seit geraumer Zeit bei seinen Freunden hingen,
plötzlich zu beschlagnahmen und in seine Höhle zurückzutragen, aus der sie nur
selten wieder auftauchten. Seine näheren Bekannten kamen denn auch schließlich
dazu, alles zu verstecken, was sie von ihm besaßen. - (deg)
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