ortoppmann Das
Leben am Vortopp war nach Billy Budds Geschmack. Dort bildete die Mannschaft
- ausgesuchte junge und geschickte Burschen - wenn sie nicht gerade auf den
Rahen oder noch höher oben beschäftigt war -, eine übermütige Schar, die, bequem
gegen die zu Kissen zusammengerollten Leesegel gelehnt, müßig wie die Götter
ein Garn spannen und sich oft über das Treiben in der geschäftigen Welt der
unteren Decks lustig machten. Kein Wunder, daß sich ein junger Bursche wie Billy
in einer solchen Gesellschaft wohl fühlte. Er gab niemandem Anlaß zu einem Ärgernis
und war stets auf jeden Pfiff bereit. So war er schon in der Handelsmarine gewesen.
Aber jetzt legte er eine solche Pünktlichkeit im Dienst an den Tag, daß seine
Kameraden bisweilen gutmütig über ihn lachten. Dieser übergroße Eifer hatte
seinen besonderen Grund in dem Eindruck, den die erste förmliche Prügelstrafe
auf ihn machte, deren Augenzeuge er war und die am Tage nach seiner zwangsweisen
Einstellung exekutiert wurde. Sie wurde an einem kleinen jungen Burschen vollzogen,
einem Neuling, der als Achterdecks wache nicht auf dem vorgeschriebenen Posten
gewesen war, als das Schiff eine Wendung machte. Dies war eine Unterlassung,
die zu einer ziemlich ernsten Behinderung des Manövers führte, bei dem es auf
augenblickliche Geschwindigkeit im Pieren und Vorholen des Tauwerks ankommt.
Als Billy sah, wie sich der nackte Rücken des Delinquenten unter den Peitschenhieben
mit roten Striemen überzog, und als er überdies noch den schrecklichen Ausdruck
im Gesicht des losgebundenen Mannes bemerkte, als ihm der Profos sein wollenes
Hemd zuwarf und er fortstürzte, um sich in der Menge zu verbergen, da befiel
ihn Entsetzen. - Herman
Melville, Billy Budd, Vortoppmann. Nach:
H. M., Redburn. Israel Potter. Sämtliche
Erzählungen. München 1967 (zuerst 1854)
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