nabhängigkeit, geistige Seit dem Tag, an dem - schnell vertuschter Skandal - dieser reife Mann jenes kleine Mädchen verführt, wenn auch keineswegs vergewaltigt hatte, konnte er in seinem Viertel, zu dessen bekannten Persönlichkeiten er gehörte, nicht auf die Straße treten, ohne Blicken zu begegnen, die sich hinterhältig zu Boden senkten oder ihm ihre Mißbilligung bekundeten. Er zog jedoch daraus mehr Stolz als Scham in der Überlegung, daß er genügend geistige Unabhängigkeit besessen habe, um sich zu vergehen, zwar nicht an dem Mädchen mit der rosa Schleife im Haar, das er als guter Genius doch nur mit Zärtlichkeiten überhäufen wollte, wohl aber gegen das Tabu, das Kinder gegen ungeduldige Lehrmeister schützt, die sie schon in frühester Jugend in Praktiken einführen wollen, die später, sobald die Volljährigkeit erreicht ist, als normal gelten.
Darum wollte dieser Herkules mit dem langen Nikolausbart, der eine Statur
hatte wie eine Kathedrale, deren einziger Strebepfeiler aus seinem Stock bestanden
hätte, sogar angesichts seiner fortdauernden Ächtung nie die Durchsichtigkeit
einer Sylphe oder den bescheidenen Wuchs eines Liliputaners annehmen. Aus welchem
Grund im übrigen sollte er es sich vorwerfen, ein Paradies wiederzufinden zu
wollen vermittels eines Wesens, das ihm hier und jetzt einen Abglanz seiner
eigenen Kindheit eröffnete, die mittlerweile in dem Urgroßvaterbart versunken
war, mit dem die Jahre ihn ausgestattet hatten, über deren Unentrinnbarkeit
sich nach außen hinwegtäuschen zu wollen er für eitel erachtete. - (leiris2)
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