eestunde Am
allerliebsten hat Olympio, der Orang-Utan, die Teestunde, den Five o'clock.
Wenn die Glocke ertönt, kann ihn nichts mehr halten. Er springt auf und stürmt
in die Nursery. Er thront mitten unter den Kindern an der Tafel. Das ist seine
Stunde, die Stunde, in der er juxt und schnabuliert. Er ißt, er trinkt, er schlägt
sich den Bauch voll, er lacht, schneidet Grimassen, treibt Schabernack, wird
zornig, packt den Steward bei den Haaren, will alle Kuchen aufessen, alle Leckereien
verputzen, von allen Tellern naschen. Er hat die Pfoten voll Zucker, stößt die
Marmeladentöpfe um, kippt sich den Honig in die Tasche. Die Kinder schreien
vor Lachen, klatschen in die Hände, und Olympio wird immer ausgelassener. Er
springt auf den Tisch, auf seine Stuhllehne. Er kratzt sich, furzt, rülpst,
laust sich, und schließlich hängt er sich mit dem Kopf nach unten an die Lampe
und fängt an, sich auszuziehen. Wenn unvermutet sein Herr auftaucht, flüchtet
er durch ein Bullauge, feixend, mit aufgeknöpfter, heruntergerutschter Hose.
- (
mora
)
Teestunde (2)
Teestunde (3) In seiner Darstellung des Mordes an Mrs. Durand-Deacon hat Haigh beschrieben, wie er ihr, nachdem er sie erschossen hatte, ein gan2es Trinkglas voll Blut abzapfte, um es dann auszutrinken. Er fuhr gerade in seiner Erzählung fort, wie er die Leiche zur Beseitigung vorbereitete, hielt dann aber inne, um sich zu korrigieren. Bevor er die Säure in die Wanne gepumpt habe, sei er noch in ein nahegelegenes Eßlokal gegangen, um dort eine Tasse Tee zu sich zu nehmen.
Vielleicht sei es ja wichtig, daß er das erwähne, denn man kenne ihn dort
gut und vielleicht könne sich ja jemand daran erinnern, ihn zum fraglichen Zeitpunkt
dort gesehen zu haben. Haigh setzte alles daran, um möglichst glaubhaft zu erscheinen.
Aber er vermasselte sich damit nur die Tour. Tee? Als Krönung eines netten Gläschens
mit frischem Blut? Ein Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit hätte allein schon
aus diesem Grund von vornherein keine Chance auf Erfolg gehabt. -
Eric Ambler, nach: Der Rabe, Magazin für jede Art
Literatur Nr. 37, Zürich 1993
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