Straße, stille    Die weißen Mauern auf beiden Seiten mit den tief eingesetzten dunklen Fenstern schienen seltsam still — seltsam, weil gewöhnlich aus jedem arabischen Haus irgendwelche Geräusche drangen. Ingham war noch nie so spät in einer Wohngegend gewesen. Er stolperte über etwas und schlug nach vorn, wobei er sich mit den Händen gerade noch so weit abstützte, daß er nicht mit dem Gesicht auf dem Boden landete. Was da auf dem Pflaster lag, hatte sich angefühlt wie eine zusammengerollte Decke. Er stieß es mit dem Fuß an und merkte, daß er nicht mehr nüchtern war, denn es handelte sich offensichtlich um einen schlafenden Mann. Ingham hatte ihn an den Beinen berührt.

„Herrgott, was für ein Platz zum Schlafen", murmelte er.

Der Mann gab keinen Ton von sich.

Neugierig zündete Ingham ein Streichholz an. Der Mann lag ohne Decke da, einen Arm unter sich. Um den Hals war ein schwarzer Schal geschlungen. Schwarze Hose, ein unsauberes weißes Hemd. Dann sah Ingham, daß das, was er für einen Schal gehalten hatte, Blut war. Das Streichholz verbrannte ihm die Finger, er strich ein zweites an und beugte sich weiter hinunter. Überall unter dem Kopf des Mannes war Blut. Unter dem Kinn klaffte ein tiefer Schnitt.

„He!" sagte Ingham. Er berührte den Mann an der Schulter, packte sie fest an und ließ sie ebenso schnell wieder los. Der Körper war kalt.   - Patricia Highsmith, Das Zittern des Fälschers. Reinbek bei Hamburg 1973

Straße Stille

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