Schwanzlänge   Sir Ronald Fisher hatte in den 30er Jahren den Standpunkt vertreten, ein völlig hinreichender Grund dafür, daß Weibchen lange Schwanzfedern bevorzugen, sei der, daß andere Weibchen das auch tun. Auf den ersten Blick sieht das verdächtig nach einem Zirkelschluß aus, aber diese Logik besticht gerade durch ihre Einfachheit. Sobald die meisten Weibchen einer Art sich dafür entschieden haben, sich vorzugsweise mit bestimmten Männchen zu paaren, und als Entscheidungskriterium die Schwanzlänge heranziehen -je länger, je lieber natürlich, doch dazu kommen wir später -, ist ein gewisser Trend geboren. Jedes Weibchen, das diesem Trend zuwiderhandelt, wird Söhne mit kurzen Schwanzfedern bekommen. (Vorausgesetzt, der Sohn erbt die Federn seines Vaters.) Alle anderen Weibchen aber halten Ausschau nach Männchen mit langen Schwanzfedern, so daß Söhne mit kurzen Schwanzfedern wenig erfolgreich sein werden. Bis hierher ist die Wahl eines Männchens mit langen Federn unter Umständen nichts anderes als eine willkürliche Modeerscheinung; dennoch wirkt sie despotisch. Jede Pfauenhenne befindet sich in einer Tretmühle, aus der sie nicht auszusteigen wagt, verdammte sie doch ihre Söhne damit zur Ehelosigkeit. Die Folge von alle-dem ist, daß die zunächst willkürliche Vorliebe der Weibchen die Männchen ihrer Spezies zu immer groteskeren »Anhängen« veranlaßt. Der Prozeß kann selbst dann noch fortschreiten, wenn der Schmuck das Leben des Männchens bedroht - solange die Bedrohung seiner Existenz geringer ist als seine Zuchterfolge.    - Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1996
 
 

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