charfmachen   Ein besonderes Kampfmittel des Hochgebirges waren die Rollbomben. Dies waren Minen,die man über die steilen Felswände abrollen ließ, um damit gegen den in den Felsen eingenisteten Feind zu wirken und seine Stellungsanlagen zerstören zu können, wenn er für andere Kampfmittel unerreichbar war. Wie große Felsblöcke kollerten die zentnerschweren Rollbomben donnernd über die Wände, rissen riesige Mengen von Steinen mit und explodierten im Sturz durch ihren Zeitzünder.

Das Scharfmachen und Ablassen von Rollbomben, deren Zünder mitunter nicht mit der wünschenswerten Genauigkeit arbeiteten, forderte allerdings Opfer nicht nur unter denen, auf die sie geworfen wurden, sondern auch unter denen, die sie warfen. Eine vorzeitig explodierende Rollbombe war es auch, die am 9. Juli 1917 den Bergführer Christl Vinatzer zerfetzte, den besten Mann der österreichischen Rotwandbesatzung. - Nach: Uwe Nettelbeck, Der Dolomitenkrieg. In: U. N., Mainz wie es singt und lacht Die Ballonfahrer Briefe Mainz bleibt Mainz Gespenstergeschichten Der Dolomitenkrieg Nachträge Frankfurt am Main 1976 (entst. 1969-1976)

Scharfmachen (2)

"Billig macht scharf!"

- Robert Crumb  (ca. 1968)

Scharfmachen (3)  «Charo, weißt du Bescheid über diese Häuser, die Kontakte vermitteln?»

«Heiratsinstitute?»

«Das nicht gerade.»

«Ach so, die meist du! Also hör mal, du redest mit den Gehenkten über den Strick! Gerade die sind eine Konkurrenz, gegen die nichts zu machen ist. Ich weiß nicht, was plötzlich in die Männer gefahren ist, sie gehen denen auf den Leim wie die Fliegen. Nimm mal die Zeitungsseiten dort, die ich gesammelt habe. Schau dir die Spalten ‹Kontakte› und ‹Massagen› an, das sagt alles, und dann erzähl mir, ob es noch eine Gerechtigkeit gibt, bei den Preisen heutzutage! Die haben vor nichts mehr Respekt!«

«Mädchen, zweiundzwanzig Jahre, hübsch, nicht professionell. Hostessen, Modelle und junge Begleiterinnen, Universitätsniveau ...»

«Nein, wenn ich mich schon in die Spalte für die über fünfundzwanzig Jahre einschreiben müßte...»

«Private Luxusappartements, auch Haus- und Hotelbesuche auf Kreditkarte.»

«Hättest du das geglaubt, daß es Kunden gibt, die mit Scheckkarte zahlen wollen? Nur wegen diesen Weibern, die alles wie im Supermarkt machen!»

«Maria, vierundzwanzig Jahre, Boutiqueverkäuferin, Metro 65, mit Nivau.»

«Niveau ohne e!»

«Niveau schreibt man mit e? Das ist ja noch schöner. Sieh mal an, eine Riesenannonce, aber sie können nicht mal richtig schreiben! Nein, nein, Pepe, diese ganze Konkurrenz mit den Anzeigen schadet uns ungeheuer. Sieh mal nach, da gibt es sogar eine Anzeige: Mutter und Tochter, mehrtägig. Glaubst du, daß es noch eine Gerechtigkeit gibt? Ein Kunde von mir ging hin und verlangte von beiden den Personalausweis, und sie waren tatsächlich Mutter und Tochter. Dann diese ganzen Geschichten mit dem lesbischen Doppel, dem Griechen, dem Thai, dem schwarzen Kuß, wo soll das denn alles enden? Ich sage immer zu meinen Klienten: 'Wenn ihr euch einbildet, daß ich diese ganzen neuen Schweinereien mitmache, die jetzt modern sind, dann seid ihr auf dem Holzweg!' Ich mache es auf die gute alte Art. Ich fühle es so, und so wird es auch bleiben, bis ich in Rente gehe oder sterbe. Alles übrige ist Aufgeilerei oder krankhaft. Es ist schön und gut, wenn ein Mann Dinge sucht und findet, die ihm seine Frau nicht bietet, aber erkläre mir mal diese Scharfmacherei mit Mutter und Tochter oder mit der Tabakhändlerin aus ‹Amarcord›, also erklär mir mal, was diese Tussi wohl zu bieten hat, die als Tabakhändlerin aus ‹Amarcord› annonciert!» - Manuel Vázquez Montalbán, Die Rose von Alexandria. Reinbek bei Hamburg 1995 (zuerst 1984)

 

Machen Schärfe

 

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