oetenblick
Wahrscheinlich spekuliert Lach darauf, daß wir ohne Leiche
keine Anklage zustande bringen. Da täuscht er sich. Wir haben den blutgetränkten
Pullover des Opfers. Die Schneemassen in der Mordnacht begünstigen momentan
den Täter, und in einem Poeten kann das die Illusion fördern, der Schnee werde,
was er in dieser Nacht begrub, im Frühjahr mit sich nehmen. Vielleicht ist die
Leiche über die Thomas-Mann-Allee hinüber und dann die steile Böschung hinunter
und noch übers Ufergelände bis zur Isar geschleppt und dann der Isar anvertraut
worden. Der Täter hat wirklich Glück gehabt. Fast fünfzig Zentimeter Neuschnee
in dieser Nacht. Vielleicht hat er den Wetterbericht gekannt. Aber wer weiß,
was die Schneeschmelze dann entblößen wird. - Martin Walser, Tod eines Kritikers.
Frankfurt am Main 2002
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