alette Damals,
als Murdoire in Haudouins Roggenfeld zum erstenmal die Gunst der Magd genossen
hatte, fing er in seiner Palette den Seim seiner Lust auf und betupfte mir damit
geschwind und mit hurtigem Pinsel beide Augen. So erweckte er sie zu dem rätselhaft-geheimnisvollen
Leben, zu dem halb menschlichen Beseeltsein, das Verliebte, Neurastheniker und
habsüchtige Menschen im trüben Glanz meines Blicks
zu ergründen suchen. Ein zweites Mal winkte Murdoire der Magd und verschwand
mitsamt seiner Palette im Roggenfeld, und dann trug sein Pinsel auf meinen aufgeworfenen
Lefzen, meinen rotzigen Nüstern, ja sogar dem leicht gebogenen Hals jenes unbestimmbare
und irgendwie fragwürdige Etwas, das so einmalig Persönliche auf, das den Beschauer
anspricht wie ein wehes Stöhnen der Farbe. Ein drittes
Mal desgleichen, aber da ertappte Madame Haudouin den Murdoire just beim Abschluß
seiner Lustbarkeit und legte ihm ebenso eindringlich wie nachdrücklich nahe,
sich unverzüglich vom Hofe zu verziehen. In der Folgezeit habe ich dann erfahren,
der arme Kerl sei ein paar Jahre später gestorben, zweifellos aus Erschöpfung,
ausgelaugt von seinem immerhin schon beachtlichen Werk. - Marcel Aymé, Die grüne Stute. Reinbek bei
Hamburg 1964 (rororo 402, zuerst 1932)