rchideenmund
Als es an der Haustür schellte, war es der Bäckerbursche., der die Semmeln brachte.
Er hieß Eilif Borg. Er pflegte von sich zu sagen, daß man ihn den schönen Borg
nenne. Eilif war ein umständlicher Name. Niemand mochte ihn aussprechen. Liv
Borg. Leben Borg. Du bist mein Leben Borg. Frau Inge hatte ihm die Tür geöffnet.
Er lachte. Es war ein anderes Lachen als das des Milchburschen. Es war fleischlicher.
Der Mund war wie eine Orchidee. Fleischgierig. Wiewohl man von dieses Menschen
Magen nichts aussagen konnte. Die Lippen gingen auf, breit, wulstig. Aber sie
zogen sich von den leichtgelblichen Zähnen nicht ab. Da blieb eine Muskelschicht,
fast wellige Linie, die die Zähne bedeckt hielt. Es war ein erregender Mund.
Eine Spur unsauber. Ungeputzte Zähne dachte Frau Tidemand. Aber das Gesicht
war in gleicher Weist unsauber. Obgleich es gewaschen war. Kleine Pigmentpunkte,
niclr deutlich abgehobene Sommersprossen. Das Gesicht bildete mit den Munde
gemeinsam eine unkeusche verführerische Einheit. Es beschattete die Augen. Die
Augen waren dunkel beschattet. Mit einem großen Schatten, der das Gesicht war.
Und ein unordentlicher Garten gelbroter dicker Haare, gesträhnt, verweht, verwittert
wuchs über diesem Gesicht. Es war ein junges gesundes Gesicht trotz der Dunkelheit
in ihm. Es würde niemand geben, der das Gesicht anzuspeien oder zu steinigen
vermöchte. Es war ein gefeites Gesicht. - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main
1966 (zuerst 1929)
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