icht-Verleumder Zu seiner Tätigkeit als Synagogenhühnerhalsabschneider, juristischer Ratgeber, falscher Zeuge von Unfällen, falscher Gläubiger von Bankrotten und Traubenkelterer - zur Zeit der Weinlesen wirkten seine großen Füße Wunder und wurden von den Weinbauern sehr geschätzt - fügte Eisenbeißer noch den lukrativen Beruf eines Nicht-Verleumders der Honoratioren hinzu. Seine Kundschaft der Nicht-Verleumdeten war zwar nicht sehr zahlreich, aber gut gewählt. So beabsichtigte er an diesem Tag, dem Bankier Meshullam, dem Notar Elie Cohen, einem Großhändler in Stoffen und dem Gerichtsschreiber des Rabbinergerichts einen Besuch abzustatten.
Er suchte also diese steinreichen Persönlichkeiten auf und hielt jedem von
ihnen, mit einigen Varianten, aber im gleichen anmutigen Ton, die übliche Rede:
»O bezaubernder Angesehener, o offene Hand, o großzügige Spenden absondernder
Sultan, von meinem naiven Herzen Geliebter, gib mir den Nicht-Verleumdungs-Zins,
das heißt eine Drachme für diese Woche, und ich verpflichte mich, sieben Tage
lang nichts Böses über dich und deine ehrbare Familie zu sagen. Gegen diese
bescheidene Summe werde ich - Gott sei vor! - nicht sagen, daß deine ehrbare
Gattin eine Tugendlose ist, daß deine reizende Tochter stinkt, was ihren Mund
angeht, und infolgedessen Gefahr läuft, als Jungfrau zu sterben, daß dein Vetter
wahrscheinlich in Triest Bankrott gemacht hat und daß man nicht weiß, warum
dein Großvater nicht im Gefängnis gewesen ist.« Nachdem er seinen Lohn eingetrieben
hatte, segnete er den Spender und glaubte ein wenig über Politik plaudern zu
müssen, um den Schein zu wahren und seinem Besuch einen liebenswürdigen Anstrich
zu geben. Nachdem er die winzige Tasse Kaffee geschlürft hatte, verabschiedete
er sich majestätisch und begab sich zu einem anderen Abonnenten. - (
eisen
)
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