Mutterschaftsduft  Kate war offensichtlich so heftig erregt wie zornig, keuchte und bebte sie doch auf höchst wütende Weise. »Schaut mich an«, schrie sie, als sie in das Zimmer und geradewegs auf Sophia zutrat, die sich eilig wieder auf ihrem Bett zurücklehnte und den Anfall erwartete: »Schaut, ihr beiden«, fuhr sie fort und bebte am ganzen Leib. »Hier sitzt ihr wie Mäusebussarde, und ich sitze unten, jawohl, und Amelia auch, und das verderbte Fleisch wartet auf euren Hunger! Und mein Fleisch erbebt«, fuhr sie mit klimpernden Wimpern fort, »wenn ich diese Würdelosigkeit bedenke.« Während sie sprach, wandte sie sich im Kreis, und sowohl Sophia als auch ihr Sohn hüpften in ihrem äußeren Fleisch, als sie zischend fortfuhr: »Ich werde meine Kinder haben, so viele, wie ich will, das zu dir!« Sie schnipste mit den Fingern unter Sophias Nase. »Kümmert es mich, daß du sie zu ernähren hast, daß du sechzig und alt geworden bist? Nein, sie sind mein Recht, und ich werde sie haben. Also rede du mir nicht«, fügte sie hinzu und schleuderte einen zornigen Blick auf Wendeil, »von deinen wirtschaftlichen Verhältnissen. Das hättest du bedenken sollen, als du dich auf die Sache eingelassen hast. Auf einen hübschen Ausweg bist du mit deinem großen Geist gestolpert«, sagte sie höhnisch. »Du beraubst deine Kühe ihres Futters, schaufelweise, und schlurfst damit herein: >Hier, das sollte doch ein vorzügliches Kleie-Brot für die Kinder sein!< Pfui, du denkst als Bauer, nicht als Vater. Gut, du hast mich genommen, du hast mich in dein Haus gebracht, du hast mit mir gezeugt, und ich hab Geschmack daran gewonnen.« An dieser Stelle lachte sie. »Ich bin vom Duft der Mutterschaft betört; du hast ihn mir unter die Nase gerieben, und ich habe ihn schätzen gelernt. Es macht mich krank, und es ist keinerlei Vergnügen dabei, aber ich bin süchtig geworden, und das ist eure Schuld, Ladeninhaber und Madame des Inhabers!« Jetzt war sie ganz außer sich vor Wut. »Ich werde es in der Minute töten, in der es geboren wird, aber ich werde es austragen. Das macht euch Laune, und ihr könnt mich nicht hindern! Ich werde über ihm stehen wie eine schlechtgelaunte Hündin vor einem winselnden Wurf, und ich werde es in den Boden stampfen, und mit eurem Unflat fertig sein! Aber ihr könnt mich nicht hindern, jenen Augenblick zu haben, ihr könnt mir die Rache nicht wegnehmen, selbst wenn ich es bin, die es zu gebären hat. Ich werde mein eigenes Herz auf meine eigene Art ausspucken, aber du wirst sein Vater sein, und«, fuhr sie mit lauter Stimme fort, »ich kann sogar noch mehr tun. Ich bin zu Amelias kleinem Ekel gegangen und habe es in dem Schrank da um Verzeihung gebeten, wo sie hineingeflogen war, als wir Streit hatten, und sie wußte, daß es mir leid tat, und ich ihr folgte, um Verzeihung bittend, und daß sie mich küssen sollte, in menschlicher Liebe. Und weil sie anständig ist, ging sie in diesen dreckigen Schrank und verbarg ihr Gesicht und wollte mich nicht küssen und wollte nicht verzeihen; weil sie Lebensgeist und ein reines Herz hat, und wollte sich nicht mit den Zuständen einer unvollkommenen Seele beschmutzen. Aber ich will und werde meine Kinder haben, eins, zwei, drei, ein Dutzend! bis die Form zerbricht, und ich werde sie zertrampeln, wie ich's gesagt habe! Und rein sein, und wieder in meinem Haus singen, wie früher, ehe du hervorgekommen bist und dein Sohn mit seinen Vorstellungen über Weiber, die einander lieben, wenn sie nicht dazu bestimmt sind, einander zu lieben, oder ihre Kinder aus demselben Zapfhahn empfangen, oder unter demselben Urteil klagen, mit Skeletten aus derselben Kiste, oder Schwesternüttchen auf verschiedenen Spulen aufwickeln - es ist widerlich. Ich werde mich daran satt essen, und dies für dich, mein guter Springer!« fügte sie hinzu, und hoch die Hand und ohrfeigte Wendeil von beiden Seiten, »und das für dich, ›Mutter‹«, fügte sie hinzu, warf einen Humpen, den sie vom Tisch griff, auf Sophias Füße, brach in Tränen aus und lief aus dem Zimmer.

Sophia befeuchtete ein Taschentuch mit etwas Eau de Cologne und wischte sich damit übers Gesicht. »Sie leidet, das arme Geschöpf«, sagte sie. »Ich schließe aus diesem Ausbruch; daß du wieder am Werk gewesen bist.« Wendeil blickte zu seiner Mutter auf und senkte den Blick. »Ja«, sagte er, »möge Gott mir vergeben.«   - (ryder)

 

Mutter Duft

 

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