utterleib  Da richtete ich sprachhaftes Phantasieren auf den neben mir entstehenden Bruder im Leib meiner Mutter. Mit augenlosem Instinkt und gehörloser Witterung und mit fühlender Sprache entdeckte ich diesen Bruder neben mir. In Sorge, er könne mich aus meinem Traum verdrängen, beugte ich mein winziges Maul über das Haupt meines Bruders und fraß ihm, erbarmungslos und hirnlos und zungenlos, den Kopf weg. Ich fühlte, wie ich versagte. Da stürzte ich in eine bodenlose Tiefe. Der Sturz war ein Fall und ein Niederschweben zugleich, ein Niederschweben in eine Wasserwelt und ein Sturz in sprachaufschäumendes Nichts. Dabei schoß ein mächtiger heller Schatten an mir vorbei und durch mich hindurch und ich fühlte eine Kugel in meinem von Gier und Sorge besudelten winzigen Maul und fühlte, daß die Kugel grün war und daß diese grüne Kugel meine Sprache war. Da zerbrach ich die Kugel in meinem Maul und verschlang alles und schmeckte Sprache in lustaufschäumender ganzer Zeit. So kam ich an in der Wasserwelt, in einem Meer meiner Angst. Da beantwortete ich mit augenlosem Blick den Blick aus jenen Augen; mit dieser Antwort wurde ich geboren. Ein kalter spitzer Schlag, der naß war und immer kälter wurde auf meiner wie gekochten Stirn - dann ein zerreißender Schmerz, das war es, was sich begab bei meinem Herauskommen aus Ruths Leib. Bei Austritt meines Kopfes aus dem Leib meiner Mutter traf mich die Wucht ganz anderer Zeit.     - (kap)
 
 

Mutter

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme