önigsmord  - Régicide (Geschichte & Politik).  So nennt man das Attentat, das einem König das Leben raubt. Die alte & neue Geschichte liefert uns nur allzu viele Beispiele für Herrscher, die von aufgebrachten Untertanen getötet wurden. Immer wird Frankreich mit Schaudern des Verbrechens gedenken, das ihm einen der größten & besten seiner Könige, Heinrich IV., raubte. Die Tränen, welche die Franzosen wegen eines jüngeren Attentats vergossen haben, werden noch lange nicht trocknen; stets werden sie zittern bei der Erinnerung an ihr Entsetzen, an die kostbaren Tage eines Monarchen, den seine Herzensgüte & die Liebe seiner Untertanen gegen jedwedes verderbliche Unternehmen zu schützen schienen.

Die christliche Religion, diese unverbrüchliche Stütze des Throns, verbietet den Untertanen, ihren Herren nach dem Leben zu trachten. Die Vernunft & die Erfahrungen zeigen, daß die Wirren, die mit dem gewaltsamen Tod eines Königs einhergehen & ihm folgen, oft schrecklicher sind als die Auswirkungen seiner Ausschweifungen & seiner Verbrechen. Die häufigen & grausamen Umwälzungen, denen die Despoten Asiens ausgesetzt sind, beweisen, daß der gewaltsame Tod der Tyrannen immer den Staat erschüttert & fast nie die Tyrannei beseitigt. Wie kommt es dann, daß tolldreiste & perverse Männer lehren, man dürfe Monarchen das Leben nehmen, wenn falscher Eifer oder Eigennutz sie Tyrannen nennt? Diese abscheulichen Maximen, die an die hundertmal von den Gerichten des Königreichs geächtet wurden & die alle guten Staatsbürger verabscheuen, haben sich nur ehrsüchtige Fanatiker zu eigen gemacht, die danach trachten, die Grundfesten des Throns zu untergraben, wenn sie nicht an der Seite des Souveräns sitzen dürfen.

Im vergangenen Jahrhundert zeigte England der staunenden Welt das abscheuliche Schauspiel eines Königs, der von aufrührerischen Untertanen gerichtet & getötet wurde. Legen wir einer großherzigen Nation nicht ein widerwärtiges Verbrechen zur Last, das sie mißbilligt & noch immer mit ihren Tränen sühnt. Zittern wir beim Anblick der Exzesse, zu denen der Ehrgeiz sich aufschwingt, wenn ihm der Fanatismus & der Aberglaube zur Seite stehen.  - (enc)