urenklassifikation
Seine Schüchternheit und sein Mangel an Geld hielten ihn davon ab,
renommierte Freudenhäuser wie das Bordelletto bei Santa Maria in Cosmedin aufzusuchen,
wo man vier Karlinen für den Eintritt zahlte, und auch die allerniedrigsten
in der Via Arenula und in der Via delle Vacche bei Santa Maria della Pace, die
von notorisch habgierigen deutschen und korsischen Zuhältern geführt und von
Leuten aus der Verbrecherwelt frequentiert wurden, und wo man Gefahr lief, sich
Läuse und im Nu auch die Französische Krankheit zu holen. Die beiden Badehäuser
bei der Piazza in Piscinula, von Edelleuten und hohen Prälaten besucht, waren
unerreichbar durch ihren Eintrittspreis, der sich auf etwa fünfzehn Karlinen
belief.
Der Diakon wußte sehr wohl, wo die freien und billigen Frauen zu finden waren.
Sie hatten ihren Standort größtenteils auf dem Marsfeld zwischen dem Pincio
und dem Tiber, das früher fast unbewohnt war, sich aber rasch bevölkerte, nachdem
Leo X. die Via Leonina, auch Via Ripetta genannt, angelegt hatte. Seit dieser
Zeit hieß dieser Stadtteil Ortaccio, der verwilderte Garten, und hier hatten
sich jene römischen Prostituierten in großer Zahl zusammengefunden, die der
Literatur zufolge, die schon seit geraumer Zeit um diesen Beruf herum florierte,
in vielfältige Kategorien eingeteilt waren: Huren, Kurienbuhlen, Säue, Nonnen,
Kerzenmädchen, Laternendirnen, Jalousienkurtisanen und aufgetakelte Hühner-
»gute Parthien« und Frauen der schlechtesten Sorte. Francisco Delicado, ein
berühmter Schriftsteller, bezeichnete Rom als Paradies der Huren, Fegefeuer
der Jugend, jedermanns Hölle, Bestienplage, Illusion der Armen, Schlupfwinkel
der Gauner, und teilte die Dirnen noch in Sonntagshuren, Betschwestern, Guelfenhuren
und Ghibellinenhuren ein.
- Luigi Malerba, Die nackten Masken. Berlin 1995
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