Gebräuche, lokale   Bei den Mingreliera ist der Diebstahl ein Zeichen von Geschicklichkeit und Mut. Man rühmt sich dort öffentlich, wenn man ein besonders schwieriges Kunststück verübt hat-

Unsere Reisenden fanden den Diebstahl auf der Insel Otahiti in kräftigem Betriebe.

Er ist auf Sizilien ein achtbares Gewerbe.

Frankreich war unter der Adelsherrschaft nur ein wüster Haufen von Dieben. Heute ist die Form eine andere, die Tatsache aber dieselbe. Die großen Gauner stehlen nicht mehr, sondern jetzt werden sie bestohlen.*

Seien Sie versichert, es gibt keine Art, sich das Gut seines Nächsten anzueignen, die nicht rechtmäßig wäre. Die List, die Geschicklichkeit und die Kraft sind nur kluge Mittel, um zu einem erlaubten Ziel zu gelangen.

* Die von der Revolution aufgestellte „Gleichheit" ist nichts als die Rache des Sehwachen an dem Starken. Aber dieser Umschwung ist gut, damit jeder einmal an die Reihe kommt. Aber auch das wird sich wieder ändern, denn nichts steht hl der Natur fest.

 - (just)

Gebräuche, lokale (2)  Plutarch erzählt uns,  daß  die Samnier sich täglich unter dem Schutze der Gesetze an einen ,die Gärten' genannten Ort begaben und sich dort gegenseitig so verderbten Lüsten hingaben, daß man sich schwer einen Begriff davon machen kann. An diesem glücklichen Ort, fährt der Geschichtsschreiber fort, verschwanden die Geschlechtsuntersehiede und die Bande des Blutes unter dem Zauber des Genusses. Der Freund wurde die Geliebte seines Freundes, die Tochter das Freudenmädchen ihrer Mutter und noch viel häufiger der Sohn die Unterlage seines Vaters und der Bruder der Geliebte seiner Schwester.

Wir schätzen die Erstlingsschaft eines Mädchens sehr hoch. Auf den Philippinen macht man daraus gar kein Wesen. Es gibt auf diesen Inseln öffentliche Beamte, die man sehr gut bezahlt und die die Aufgabe haben, die Mädchen am Vorabend ihrer Hochzeit zu entjungfern.

Der Ehebruch war in Sparta öffentlich gestattet.

Wir verachten die Mädchen, die sich schänden ließen. Die Lydierinnen wurden im Gegenteil nur nach der Zahl ihrer Geliebten abgeschätzt. Ihre Mitgift bestand in dem Ertrag ihrer Liebe. Die Frauen auf Cypern verkauften sich öffentlich jedem auf der Insel ankommenden Fremden.

Die Verderbtheit der Sitten ist in einem Staat notwendig. Die Römer merkten das, als sie im ganzen Reich Mädchen- und Knabenbordelle einrichteten und auf den Theatern nackte Mädchen tanzen ließen.

Die Frauen Babylons ließen sich jährlich einmal im Tempel der Venus schänden. Die Bewohner der kanarisehen Inseln lassen ihre Töchter von einem Götzenbild, das mit einem ungeheuren Eisenglied bewaffnet ist, entjungfern. Sie drücken sie mit Gewalt auf dieses furchtbare Godmichö, das vorher sorgfältig angewärmt wird. Die Kainiten, eine Sekte des zweiten Jahrhunderts, behaupteten, daß man nur durch Unmäßigkeit in den Himmel kommen könne. Sie sagten, daß jede schändliche Handlung einen Schutzengel besitze, und sie beteten diesen Engel an, indem sie sich unglaublichen Ausschweifungen hingaben.

Ewen, ein früherer englischer König, erließ in seinen Staaten das Gesetz, daß kein Mädchen sich verheiraten dürfe, bevor sie nicht von ihm entjungfert worden sei. In ganz Schottland und in einigen Teilen Frankreichs genossen die großen Grundbesitzer ebenfalls dieses Recht.

Auch die Frauen gelangen durch die Wollust zur Grausamkeit. Dreitausendundsiebzig Frauen von Inka Atabaliba und Peru ließen sich, freiwillig von den Spaniern schänden und halfen ihnen dann ihre eigenen Gatten töten.  - (just)

Gebräuche, lokale (3)  In Ägypten gaben sich Frauen öffentlich dem Bock Mendes und den Krokodilen hin, und ähnliche Bräuche waren auch anderswo zu beobachten.  - Proudhon, Von der Sonntagsfeier [1839], nach (sot) [Flaubert-Kommentar: Ich verlange eine Zeichnung!]
 
 

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