rachenbaum
Am Fuß des Teide und im Schutz des größten Drachenbaums der Welt spiegelt
das Orotava-Tal in einem Perlenhimmel den ganzen Schatz des Pflanzenlebens,
der sonst über Länder hin verstreut ist. Der riesige Baum, dessen Wurzeln in
die Vorgeschichte hinabreichen, reckt in das Licht, das die Erscheinung des
Menschen noch nicht befleckt hat, seinen untadeligen Schaft, der jäh in schräge
Stämme sich zerteilt, nach strenger Regel ausgefächert. Mit seiner ganzen unverbrauchten
Kraft kommt er jenen noch unter uns lebenden Schatten zu Hilfe, den Gewaltigen,
die über die Jura-Fauna herrschten und auf deren Spuren man stößt, sobald man
die menschliche Libido durchforscht. Es gefällt mir, daß niemand anders als
der Drachenbaum in seiner vollkommenen Reglosigkeit, der Drachenbaum, der sich
stellt, als schliefe er, die Schwelle zu dem Laubpalast hütet, den der Botanische
Garten von Orotava darstellt, immer bereit, die ewige Wirklichkeit aller Märchen
zu verteidigen, diese Prinzessin, die in die Palmen verliebt ist. - André Breton, L'Amour fou. Frankfrt am Main 1985 (zuerst 1937)
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