Blutgruppe  Die Unterscheidung der kreisfömigen und kernlosen roten Blutkörperchen im Blut des Menschen von den ovalen und einen Kern enthaltenden der Vögel, Reptilien, Fische, Frösche und Rundmäuler bot zwar keine Schwierigkeiten, wohl aber ihre Unterscheidung von den bis auf die elliptischen des Kamels und der Lamas ebenfalls kreisförmigen und kernlosen der übrigen Säugetiere, weil die Vergleichsuntersuchung eine exakte Konstatierung der schon in Frischblutproben nahezu verschwindenden Größenunterschiede der Durchmesser erforderte, z. B. beim Rind — 0,006 mm, bei der Ziege = 0,0035 mm, der größte beim Menschen = 0,0078 mm.

 Im Sommer des Jahres 1900 schließlich stieß Paul Uhlenhuth bei seiner Beschäftigung mit Emil von ßehrings Entdeckung der als Reaktion auf eine Infizierung sich im Serum bildenden Abwehrstoffe auf merkwürdige Fremdeiweißausfällungsphänomene und in der Folge auf seine Methode, durch Präzipitationstests mit verschieden immunisierten Kaninchenseren Blute zuverlässig zu unterscheiden und zuzuordnen, die nur zur Unterscheidung der Blute naher Verwandter versagte, z. B. Esels- von Pferde-biut, Menschen- von Affenblut etc. Auch eine Publikation des Grazer Professors für Gerichtsmedizin Julius Kratter, der 1902 auf vermeintliche Schwächen des Uhlenhuthschen Verfahrens hinwies, vermochte die Leistung Uhlenhuths nicht zu überschatten, zumal es dem Berliner gelang, die Vorwürfe durch Hinweise auf die Kratters japanischem Assistenten Okamoto unterlaufenen Fahrlässigkeiten zu entkräften und den Präzipitationstest methodisch gegen sämtliche Ausnahmefälle abzusichern, in denen die Gefahr einer vom Spurenträger hervorgerufenen Reaktion bestand, z. B. Baumrinde.

Landsteiners Entdeckung der Agglutinationserscheinungen — Blutverklumpung durch Unverträglichkeiten des Blutes mancher Menschen mit dem anderer, seine Bestimmung der von ihm mit A, B und C bezeichneten Blutgruppen, die Bestimmung einer vierten Gruppe = ohne Typus durch Decastello und Struli, die Trockenblutaufschwemmungs- und Bestimmungsexperimente Richters in Wien zur Blutgruppenfeststellung auch in winzigsten und ältesten Restspuren sowie Landsteiners Entdeckung der Anti-Körper-Absprengung und Anti-Körper-Bindungsreaktion in den Jahren 1900 bis 1905 wiesen den Weg zur Beantwortung der entscheidenden dritten Frage, Menschenblut, aber von wem. Nach einer kurzen Verwirrung durch die von dem Bemühen um Zahlenbezeichnungen geprägten Blutgruppenuntersuchungen von Janzky, Prag, und Moss, USA, setzte sich 1911 die Vereinheitlichung der Nomenklatur A, B, AB und 0 nach v. Dungern und Hirszfeld durch, Leone Latte, Turin, schloß an Richter an und erzielte eine außerordentliche Verfeinerung der Blutgewinnungs- und Aufbereitungsmethode, 1915-1925, und um 1926, nach bis dahin weltweit nur zwölf einschlägigen Fallaufklärungsversuchen, brach sich die Blutgruppenbestirnmung ihre Bahn in den kriminalistischen Alltag.

Die Japaner Yakakami, 1925, und Fujiwara, 1928, bereiteten den Boden für die Blutgruppenfeststellung auch in Speichel und Sperma, Furuhata, Murakami, Makkawa und Tokugavo, gestützt auf die Arbeiten Hihinos um 1935, in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg durch Üntergruppenklassifizierungen die Lösung des Rätsels der Blutgruppe 0 vor, das in den späten fünfziger Jahren, gestützt auf die Beobachtungen Stillmarks und Elfstrands, die sich um die Jahrhundertwende mit dem sonderbaren Phänomen beschäftigt hatten, daß manche Pflanzensamen Blutver-klumpungen hervorriefen, sowie auf die Untersuchungen Schiffs um 1925 und Boyds um 1948, Renkonen, Race, Pettenkoffer, Prokop u. a. vollends entschlüsselten. Renkonen hatte bemerkt, daß insbesondere der Alpine Goldregen = Laburnuni alpinum im Sinne der Anti-H-Substanz auf die Blutkörperchen der Gruppe Aa, aber auch auf die der Blutgruppe 0 agglutinierend wirkt. Wiener und Schnug errechneten 1957, schon bei Berücksichtigung nur der Blutgruppen und -faktoren A1, A2, B, AB, A1B, A2B, M, N, MN, P und Rh theoretisch bereits 50 000 Typen von Blut unterscheiden zu können.  - (net)

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