Zugelassene Liebesübung
Auf! lasst die Augen lächlend fechten, umhalset, scherzet,
herzt und küsst, und spielt auch selbst bei allen Nächten was
für ein Spiel euch mehr gelüst.
Besucht aus süßen Rasereien das edle Volk der Liebeslust, das
euch im Kummer kann erfreuen, und letzet Lippen, Hand und
Brust.
Es ist ein Volk von sanften Sinnen, das eher flöht um
eure Gunst, das eher sucht euch zu gewinnen, als dass
es spottet eurer Brunst.
Sprecht sie nur an ohn alles Sorgen, so werden eure Dienste
sein erwidert bei dem ersten Morgen, der auf mich wirft
den Gnadenschein.
Ob auch bei so versüßtem Leben gleich sollt' ein herber
Gleitsmann sein, so gibt die Lust, darin wir schweben, der
Seelen Lindrung aller Pein.
Das willig-angetane Krunken, das Seufzen mit entzücktem
Mut, die halb-verloschne Lebensfunken, die seind es,
was uns Dampf antut.
In so verzuckertem Gefechte, in solcher süßen Sinnenpein, möcht'
ich wohl alle Tag und Nächte bis in den Tod begriffen sein!
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