ffenzucker
Ein Volk, das eine so wunderbare Sprache geschaffen hat, in der der Ausdruck
auftaucht: seinem Affen Zucker geben, kann nicht auf die Dauer im Hintergrund
bleiben, das steht nur äußerlich schlecht da. Man muß sich das einmal vorstellen,
offenbar lieben Affen Zucker, aber es haben doch nur wenige einen Affen gehabt,
um diese Erfahrung sammeln zu können, offenbar wird der Affe durch Zuckergenuß
munter, freudig erregt, drollig, fühlt sich angesprochen, macht Sprünge, schäkert,
fühlt sich befreit - alles dies durch Zuckergenuß. Dies nun auf einen menschlich-innerlichen
Vorgang übertragen und zwar gleich wieder auf einen Sonderfall ganz seltener,
ganz spezieller innerer Gemütslage übertragen - es wird Hunderttausende geben,
für die diese Redensart nie Leben gewinnt, nie das ganz Spezifische, die einzigartige
Stimmung, ihre Parallelität, ihre Valeurs, auszudrücken Gelegenheit und Veranlassung
findet -, das ist eine großartige selektive Leistung des Sprachgenius, - Gottfried Benn, Texte aus dem Nachlaß In: G. B.,
Prosa und Szenen. Ges. Werke Bd. 2. Wiesbaden 1962
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