Zwerg, häßlicher  

auf der eisigen Winterstrasse, die nach links, immer
nach links führt, sitzt neben einem Häufchen
glühender Kohlen — mitten in der Weisse —
ein schwarzer Fleck. Es ist ein schmutziger
Zwerg, wie ich beim Näherkommen feststellen
muss. Seine rollenden Augen verfolgen scharf
meine schlotternde Angst, als ich an ihm vorübergehen muss.

Später deutete man diesen Traum als meine Angst vor dem Mann.
Mit Hilfe meiner Angst vor der Wissenschaft, die den
Namen Psychologie (Analyse) trägt, habe ich mich
nicht mit der wissenschaftlichen Traumdeutung befasst.

Meine eigene Deutung leuchtet mir eher ein:
mir will es so scheinen, als sei der hässliche Zwerg mein Leben:
verkrüppelt, während ich gerne schön gewesen wäre,
am Boden klebend, während ich gerne getanzt,
geschwebt, geflogen wäre.

 - Unica Zürn, Das Weiße mit dem roten Punkt. Texte und Zeichnungen. Frankfurt am Main - Berlin 1988

 

Zwerg

 

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