Zwei Gesichter  Ich bleibe auf dem Friedhof von Montparnasse vor dem Medaillon Banvilles stehen. Findet sich eine Spur von Rose und Jasmin in diesem Rentiersgesicht, mit dicken Backen, mit geschwollenen Lippen wie nach einer leckeren Mahlzeit, mit Augen eines Geizhalses? Nein, das ist nicht der Dichter des Qringoire! Es ist ein anderer? Wer? Mir fällt die Büste von Boulay ein. Das ist nicht Napoleons "tapferer und ehrenwerter Mann", mit der Nase  eines Gnoms, mit dem bösen Mund einer Hexe, mit den Zügen eines gerissenen Bauern.

Und Dumont d'Urville, der gelehrte Naturforscher, Linguist, kühne und umsichtige Entdecker! Der Künstler gibt mir einen gewöhnlichen Wechselagenten! Was? Ist es ein Kennzeichen, das der Mensch trägt, dieser Schirm aus Fleisch und Haut, durchstochen von fünf Löchern, fünf Verbindungswegen mit der großen Kloake - - - Ich beschwöre die Bilder von großen Zeitgenossen herauf: Darwin, ein Orang-Utan; Dostojewski, ein ausgeprägter Verbrechertyp; Tolstoi, Straßenräuber; Taine, Börsenspekulant! - — genug! Jedoch, es gibt zwei Gesichter, zumindest zwei, unter der mehr oder weniger haarigen Haut. Eine römische Legende unterrichtet uns, daß die äußere Schönheit von Jesus Christus ohnegleichen war, aber in Augenblicken des Zorns seine Häßlichkeit abscheulich, bestialisch. Sokrates, mit der Gestalt eines Fauns, mit einem Gesicht, in welchem sich alle Laster und Verbrechen spiegelten, lebte wie ein Heiliger und starb wie ein Held.   - (blau)

Physiognomik Charakter Zwei-Seiten

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme