uverlässigkeit
Vor Beginn der Sitzung erscheint gewöhnlich ein älterer Herr
von kräftiger Gestalt und ernstem, fast geistlichem Anstrich in den Wandelgängen
des Gerichtsgebäudes, um sich nach dem voraussichtlichen Tagesverlauf zu erkundigen.
Es ist Sanson, der Henker von Paris, ein vielbeschäftigter
Mann, der je nach dem Umfang des zu erwartenden Schubes für Karren, Pferde,
Körbe, Stricke, Sand und Gehilfen sorgen muß. Das ist
nicht immer ganz leicht, die Lieferanten rechnen ihm Wucherpreise, und zusätzliches
Personal kann er trotz des patriotischen Eifers, der allenthalben herrscht,
nur für schweres Geld auftreiben. Aber Sanson ist immer pünktlich zur Stelle,
alles geht wie am Schnürchen, und noch nie hat man ihm das kleinste Versagen
bei der Abwicklung der ihm übertragenen Aufgabe vorwerfen können.
- Friedrich Sieburg, Robespierre. München 1965 (zuerst 1935)
Zuverlässigkeit (2)
Zuverlässigkeit
(3)
Der erste, der aus dem Gefängnistor trat, war der Geistliche, der mit ernster
Stimme die Beerdigungsliturgie der Kirche von England verlas, hinter ihm kamen
Oldfield und Musson, gefolgt vom Henker sowie dem Direktor des Gefängnisses
und einigen höheren Beamten. Nachdem den Hinzurichtenden zunächst die Hände
gefesselt worden waren, betraten die beiden mit festen Schritten das Gerüst
und kletterten dann ohne fremde Hilfe die Leiter zum Fallbrett empor. Nachdem
er ihnen den Strick um den Hals gelegt hatte, schüttelte
der Henker jedem von ihnen die Hand, dann, während der Geistliche einen
Gesang anstimmte, wurde der todbringende Hebel
bewegt, und zwei Minuten später schieden die beiden Mordgesellen nach vielen
heftigen Zuckungen aus dem Leben. Das Ausrenken der
Halswirbel und das Reißen der Jugularvene hatte, wenn auch nicht unmittelbar,
so doch zuverlässig, den Tod bewirkt. - Colin
Dexter, Mord am Oxford-Kanal. Reinbek bei Hamburg 1990
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