usammenstauchen
Da die Liebe zu Sokrates viele und starke Nebenbuhler
gegen sich hatte, so trug sie zwar oft in Alkibiades
den Sieg davon, weil dank seiner edlen Art Sokrates'
Worte ihn doch packten, ihm ans Herz rührten und Tränen entlockten; zuweilen
aber gab er sich doch den Schmeichlern in die Hände, die ihm vielerlei Genüsse
vorgaukelten, entglitt Sokrates, lief ihm davon und wurde geradezu wieder gejagt,
weil er doch allein ihm gegenüber das Gefühl der Scheu und der Ehrfurcht hatte
und alle anderen verachtete. Nun hat ja Kleanthes gesagt, der Geliebte werde
von ihm nur mit Hilfe der Ohren festgehalten, während die Nebenbuhler noch viele
andere Griffe gegen ihn anwenden könnten, die ihm verwehrt seien, womit er Magen,
Geschlecht und Kehle meinte; Alkibiades seinerseits war gewiß auch durch Genüsse
verführbar; wenigstens legt das von Thukydides in bezug auf ihn
gebrauchte Wort von seinem ausschweifenden Lebenswandel einen solchen Verdacht
nahe. Noch mehr aber hielten seine Verderber sich an seinen Ehrgeiz und seine
Ruhmbegier und wandten seinen Sinn, ehe es noch an der Zeit war, auf hochfliegende
Pläne, indem sie, ihm vorzureden suchten, sowie er sich nur der Politik zu widmen
begänne, würde er nicht nur die anderen militärischen und politischen Führer
sofort in Schatten stellen, sondern auch die Macht und den Ruhm, den Perikles
unter den Hellenen genossen habe, überbieten. Wie nun das Eisen, wenn es im
Feuer weich geworden ist, durch die Kälte alsbald wieder zur Festigung gebracht
wird und seine Teile sich von neuem zusammenschließen, so stauchte Sokrates
den Alkibiades, wenn er ihn von Üppigkeit und Eitelkeit aufgebläht in die Hände
bekam, durch seine Worte wieder zusammen und machte ihn verzagt und demütig,
wenn er erkannte, wieviel ihm noch an der erstrebten Vollkommenheit fehlte.
- (
plut
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