Und der Binturong zeigte denen, die ihn von vorn und hinten
beobachteten, was sich mit einem solchen Schwanz machen läßt.
Er kletterte auf einen Baum, klammerte
sich dabei mit dem Ringel seines Schwanzes an die Aste, zog sich,
wie dies bestimmte Affen tun, hoch, als wäre der Schwanz eine
fünfte Hand. Darauf meinten einige Beobachter, man sollte den
Binturong vielleicht zutreffender ›Affenmarder‹ nennen; doch
fiel ihnen gleich wieder der Bär ein, als sie sahen, wie der
Binturong sich nach Bärenart auf einem Ast fortbewegte, gleichzeitig
die beiden rechten Tatzen nach vorn setzend und dann gleichzeitig
die beiden linken nachziehend. Doch dann rutschte das Tier Kopf
voran an einem glatten Holz abwärts, den Schwanz als Bremse benutzend,
so daß es zwar im Schuß unten ankam, sich aber im letzten Moment
auffing. Offensichtlich war der Binturong, welcher Art man ihn
auch zuordnen mochte, ein Baumtier. Deswegen verglichen ihn die,
welche ihn weiter beobachteten, mit anderen Tieren, die auf Bäumen
wohnen, mit solchen, welche die Nacht zusammengerollt in hohlen
Bäumen oder Astgabeln verschlafen und die den Palmweinsammlern
den süßen Saft aus den Auffangtöpfchen stehlen, oder mit jenen,
welche eine Larve im Gesicht tragen. Aber im Vergleich wirkte
der Binturong ungeschickter. Er sprang zwar seine Beute auch
lautlos an, doch setzte er seinen Fangbiß nicht gezielt in Kopf
oder Nacken, sondern wohin es sich gerade ergab oder wie es ihm
paßte. Er schien beim Fressen nicht wählerisch zu sein; er verspeiste
die Vögel, ohne sie zu rupfeüi. Und die das Tier von vorn und
hinten beobachtet hatten, sahen es nun von beiden Seiten an.
Sie staunten, daß dieser eher gedrungene Körper auf eher kurzen
Beinen behende und flink sein konnte. Sie musterten genauer sein
struppiges Fell, ein ziemlich wirres Haar, wie von jemandem,
der eben aufgestanden ist, und da der Binturong nach oben und
unten und in alle Richtungen sah, sah er aus, als ob er einen
Kamm suche; aber auch wenn er sich zwischendurch irgendwo hinlegte,
benutzte er die Zunge kaum, um sein Fell
glattzustreichen. Da der Binturong plötzlich loslief, mit sich
allein und andern Rennen spielte, glaubten die, die ihn von rechts
und von links beobachteten,
es handle sich um ein Jungtier. Doch dann sahen sie, daß es kleinere
Binturongs gab, die auch Rennen spielten; die kleinen hängten
sich mit ihren Ringelschwänzen an die Äste und schaukelten, als
ob sie ein Kunststück vorführen wollten. Aber die alten, die
das gleiche taten, holten beim Schaukeln weiter aus. Und die
Beobachter notierten sich, daß die Binturongs mit dem Heranwachsen
das Spielen nicht aufgeben, sondern sich
darin vervollkommnen. Doch schenkten sie der Tatsache, daß die
Kleinen merkwürdige Sprünge in die Luft vollführten, weiter keine
Beachtung und kamen nicht darauf, daß diese das Kunststück der
Erwachsenen übten. Denn obgleich er ein Baumtier ist, vollführt
der Binturong sein Kunststück am Boden, doch nur wenn er sich
nicht beobachtet fühlt. Von denen, die weggingen, nachdem sie
das Tier von vorn und von hinten und von rechts und von links
beobachtet hatten, drehte sich einer um und schaute mit einem
Feldstecher zurück. Der Binturong sprang fast aus dem Stand hoch,
zog alle viere an, kugelte sich zusammen und drehte sich in der
Luft wie ein Ball und ließ sich platt auf den Rücken fallen.
In diesem Sprung war nichts von Drohung und nichts von Werbung.
Der Binturong tat dies, ohne einem Weibchen
imponieren zu wollen und nicht wegen der Nahrungssuche, nicht
um einen Rivalen auszustechen oder um einen Feind
zu verjagen. Er machte etwas, das die andern nicht taten, obwohl
auch die einen Ringelschwanz hatten und nach Bärenart gingen.
Er beherrschte sein Kunststück derart, daß er seinen struppigen
Salto gleich wiederholte. Für sich vor sich hin und einfach so.
- (
loe
)
|
||
|
||
|
|