um Tanzen bringen    Das Verbrechen des Herrn Schmocker war folgendes: Er trat einem unserer hohen Regierungsräte in den Weg und hielt ihm einen ungeladenen Revolver vor die Nase. Dazu sagte er zitternd: ›lch werde Sie töten!‹ Der betreffende Regierungsrat begann daraufhin auf offener Straße zu tanzen, denn er wußte nicht, daß der Revolver ungeladen war, und er hatte Angst für sein wertvolles Leben, was sowohl menschlich als auch politisch zu begreifen ist. Nachdem unser Schmocker dem tanzenden Regierungsrat eine Zeitlang zugesehen hatte, steckte er den Revolver wieder ein, begab sich in seine Wohnung zu seiner Frau und aß dort eine Berner Platte. Bitte, Studer, lachen Sie nicht. Das steht in den Akten. Die Stadtpolizei ist in solchen Dingen genau. Die Stadtpolizei ist auch rührig, denn sie störte Herrn Schmocker beim Vertilgen der Berner Platte, nahm ihn mit und sperrte ihn ein. Er konnte zwar beweisen, daß sein Revolver ungeladen war — aber er hatte immerhin eine hohe Amtsperson zum Tanzen gebracht — auf offener Straße noch dazu —, und das ist ein fluchwürdiges Verbrechen in einer friedlichen Demokratie wie der unsrigen . .. Einen Regierungsrat tanzen lassen!  - Friedrich Glauser, Matto regiert. In: F. G.: Kriminalromane. Berlin 1990 (zuerst ca. 1936)

Zum Tanzen bringen  (2) Wie man ein Mädchen im Hemd zum Tanzen bringt Man nehme wilden Majoran, reinen Dost, wilden Thymian, Eisenkraut, Myrtenblätter sowie drei Nußbaumblätter und drei kleine Fenchelstengel, all dies in der Johannisnacht vor Sonnenaufgang gepflückt. Es muß im Schatten trocknen, dann gemahlen und durch ein feines Haarsieb passiert werden, und wenn man dieses anmutige Spiel vollführen will, bläst man das Pulver in die Luft, dorthin, wo das Mädchen steht, damit sie es einatmet, oder man läßt es sie wie Schnupftabak nehmen; es wird eine sofortige Wirkung haben. Ein berühmter Autor fügt an, daß die Wirkung noch sicherer sein wird, wenn man dieses kecke Experiment an einem Ort ausführt, wo mit Hasen- und Zickelfett gespeiste Lampen brennen.  - (cort)

Zum Tanzen bringen  (3)

 - Eric Stanton

Zum Tanzen bringen  (4)  Paasch hatte getrunken, Paasch spielte Klavier. Nur war Arlecq nüchtern. Doch konnte es sich hier, wo die Beleuchtung fehlte, nur um eine Sache des Instinkts handeln. Ein falscher Schlag Arlecqs auf die Flügeldecke synkopierte unversehens Paaschs schwere Blockakkorde und brachte diesen dorthin, wo ihn Arlecq haben wollte. Jetzt fang an, sagte Arlecq, und Paasch, in der Nacht, spielte wie der blinde George Shearing, aus England gebürtig und mit steifem Kragen. Und da fing es an, Paaschs Oberkörper auf dem elastischen Stuhl, Arlecq, der Schirm, der Flügel, der lange schwarze Gang, der viermal Paasch hatte getrunken, Paasch spielte Klavier. Nur war Arlecq nüchtern. Doch konnte es sich hier, wo die Beleuchtung fehlte, nur um eine Sache des Instinkts handeln. Ein falscher Schlag Arlecqs auf die Flügeldecke synkopierte unversehens Paaschs schwere Blockakkorde und brachte diesen dorthin, wo ihn Arlecq haben wollte. Jetzt fang an, sagte Arlecq, und Paasch, in der Nacht, spielte wie der blinde George Shearing, aus England gebürtig und mit steifem Kragen. Und da fing es an, Paaschs Oberkörper auf dem elastischen Stuhl, Arlecq, der Schirm, der Flügel, der lange schwarze Gang, der viermal um die Ecke ging, vorbei an den großen Spiegeln, die den Damen aus dem Publikum den Sitz von Frisuren und Büstenhaltern kontrollierten, vorbei an Spiegeln, die endlos das Schwarz des Gangs spiegelten, vorbei an den leeren Haken der Garderobenräume, an denen die Schatten der Garderobenfrauen hingen und mit den Garderobenmarken Domino spielten: der Saal, der Vorhang, der die Bühne schloß, die Stühle im Parkett: schwankten, wippten, schaukelten, das ganze große Haus bis m die Turmspitze mit der Aufschrift zoo drehte sich um den Garten mit den Käfigen, den Schlangen und Leoparden; die aber schliefen. Es drehte sich die Kongreßhalle der städtischen Konzertgänger, mit der Kultur auf Du stehenden Abonnenten zu Shearings, des steifkragigen Engländers Jumping with Symphony Sid, daß es nicht nur Arlecq eine Freude war und ein Rausch zugleich. Selbst der Regen fiel in Wellenlinien, bis ihn hämisch die Gossen schluckten, und Paaschs Schirm, der bis hier und nicht weiter auf den Regen gehört hatte, vermählte sich mit dem Flügel. So kam Arlecq nicht umhin, in einer konfusen Quer- oder Direktverbindung zu lsabel, Linde, war es Lisa, den Dichter Lautréamont (Comte de, eigentlich Isidore Ducasse) zu zitieren und dessen Nähmaschine auf den Operationstisch zu legen, wo keiner da war. Paasch aber, unbelastet davon, spielte und arbeitete sich ab und war glücklich.  - Fritz Rudolf Fries, Der Weg nach Oobliadooh. Leipzig 1993 (zuerst 1975)

Zum Tanzen bringen  (5)  in alter Zeit war es bei den Hexenmeistern der Umgebung vpn Rennes Sitte, am Kreuzweg Croix-Madame, der zum Kirchspiel Bruz gehört, zum Tanz zusammenzukommen.
Ein kleiner Junge, der an der Croix-Madame vorüberkam, blieb stehen, um sie tanzen zu sehen, und besonders, um ihrer Musik zuzuhören.

«Ihr könnt aber gut spielen», sagte er zu ihnen, «das möchte ich auch können, und lieber als alles wäre mir eins Eurer Musikinstrumente.»

«Hier hast Du eins», erwiderte einer der Hexenmeister,«das kann Dich ergötzen und Dir vielleicht eines Tages von Nutzen sein.»

Er gab ihm seine eigene Fiedel.

Der Knabe kehrte zu seinen Spielgefährten zurück, und schon von weitem rief er ihnen zu: «Kommt, Jungen s, ich spiele Euch etwas auf der Geige vor.»

Kaum aber berührte der Fiedelbogen die Saiten seines Instrumentes, als alle kleinen Buben zu tanzen begannen, worüber der Musiker sehr lachen mußte.

Als er so weiter seines Weges ging, bemerkte er ein Elsternnest im Wipfel eines Baumes, und er beschloß, es auszunehmen.

Trotz seiner Bemühungen wollte es ihm nicht gelingen. Da kam gerade der Pfarrer des Kirchspiels dort vorüber.

«Was machst Du da, mein Junge?» fragte er ihn.

«Ich möchte gern dieses Elsternnest ausnchmen, aber ich sehe ein, daß ich es nicht kann.»

« Ach, Ihr armen Kinder, Ihr könnt heutzutage nicht mehr auf die Bäume klettern. Zu meiner Zeit waren wir viel behender. Komm mal herunter; ich werde Dir das Nest holen.»

Der Priester kletterte also auf den Baum und wollte gerade nach dem Nest greifen, als das Kind plötzlich auf den Gedanken kam, auf seiner Fiedel zu spielen.

Sofort purzelte der Priester herunter und schneller, als er hinaufgekommen war; er fiel in ein Dornen- und Brombeergebüsch und sprang mitten darin herum, zerriß seinen Priesterrock und zerkratzte sich die Hände und das Gesicht, bis sie bluteten. - (bret) 
 
 

Tanzen

 

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