oo   Die Raubkatzen geruhten nicht, ihre Augenlider zu öffnen, die Elefanten wiegten sich unter dem rauhen Rascheln ihres Hautverputzes, hatten aber ihre Gedanken woanders; die Giraffen wirkten, trotz der zarten Milchkaffeefarbe ihres Kleides, übertrieben, sie versteiften sich darauf, über den glänzenden Hof hinwegzublicken; die Affen unterbrachen mitnichten die Szenen häuslichen Lebens in ihrer Wohnkommune; unter betäubendem Lärm funkelten die Flugkäfige; seit einer Woche hatten die Schlangen nicht aufgehört, ihre Haut zu wechseln.   - Aus: Jules Laforgue, Hamlet oder Die Folgen der Sohnestreue und andere legendenhafte Moralitäten. Frankfurt am Main 1981 (BS 733, zuerst 1887)

Zoo (2)   sie stehen abends in größeren Gruppen zusammen, lehnen an eine Blechkarre, selten befindet sich ein Mädchen darunter, witzeln, reden, erregen sich, kratzen sich am Sack, in bunten Hosen, frisierten Haaren, und müssen bei jeder Nuß auf die Hupe drücken. - Man sieht die gegenseitige Verklammerung ganz deutlich, und was das mit Vitalität zu tun haben soll, mit raffinierter Sinnlichkeit oder Sinnlichkeit überhaupt, wie man lange behauptet hat, ist mir unverständlich - eher stellen sich Zoo-Analogien bei mir ein.  - (rom)

Zoo (3)  Eine unbestreitbare Tatsache ist, daß ich den integrierenden Bestandteil einer Sammlung von Typen, eines Museums, einer Menagerie bilde — oder vielmehr eines Aquariums, denn statt wie Tiere in wirklichen Käfigen, stecken wir in unserem Lebenselement sicut Fische in einem Aquarium. Oder vielmehr, da dieses Element die Luft ist, in einem Aerium... Jawohl, ein Aerium von solcher Vollkommenheit, wie das Aquarium, von dem Maxime Le Tellier träumte, um die Lebensbedingungen der Tiefsee herzustellen... Und all dieses Knirschen und Knarren, das mir Schauder den Rücken hinabjagt - ist das nicht etwa eine mysteriöse Menge, die hereingelassen wird, um uns zu betrachten?... vielleicht nach Entrichtung eines Eintrittsgeldes?  - Maurice Renard, Die blaue Gefahr. Frankfurt am Main 1989 (st 1596, Phantastische Bibliothek 225, zuerst 1911)

Zoo (4)  Eine Perserin! seufzte Santelso. Man sagt, es seien die schönsten Frauen der Welt. Diese in der Tat...        !

Es ist ein Exemplar einer Gattung, die in dem zoologischen Garten meiner Liebe fehlt. Ich habe Studentinnen der Philosophie gehabt, Operettenchoristinnen, Ehefrauen meiner Freunde, Freundinnen meiner Frau; eine unbesiegbare Dame der Aristokratie, eine neunzehnjährige Krankenschwester, eine Sizilianerin, zäh wie eine Auster und egoistisch wie ein Schwamm, eine Sardin von ekelerregender Anständigkeit, eine Florentinerin, die vor den Mannequins eines Wäschegeschäfts errötete und täglich die Treppen zu einem Haus emporstieg, wo man sich Stelldicheins gab, zu 15 Lire pro Besuch. Ich war der Geliebte meiner Erzieherin; ich war der Geliebte meiner Frau (vor mir sind es auch schon andere gewesen). Ich habe eine Russin gehabt, die zweifach Weib war, und eine Norwegerin, die es viermal war; eine Holländerin, die sich zwei allerliebste Silbersporen an den Füßen befestigte, um mich im entscheidenden Moment zu reizen, und in meinen Weichteilen Löcher zurückließ, wie nach einer langen wirkungslosen Kur rekonstituierender Injektionen. - Pitigrilli, Ihre Sprache und die meine. In: P., Betrüge mich gut. Reinbek bei Hamburg 1988 (rororo 12179, zuerst 1922)

Zoo (5)  Besuch im Zoologischen Garten.

Als er zusieht wie die Affen sich kratzen, hört er hinter sich das Gelächter von Kindern. Er dreht sich um und will mit ihnen lachen, aber die Gören zeigen auf seine Mütze. Er merkt, daß er sie falsch herum aufgesetzt hat. - Robert Pinget, Tintenkleckse. Monsieur Traums letztes Notizheft, Berlin 1997

 

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