eugnis Das
ehrgeizige Wurzelmännchen war schon den ganzen Morgen herumgelaufen und
hatte sich die Meinungen der Herren, ob er ein Mensch wirklich sei, aufschreiben
lassen, sah aber zu seinem Erstaunen, daß bei allen mehr oder weniger Zweifel
darüber obwalteten. Die Zeugnisse waren immer nur bedingungsweise ausgestellt,
so sagte von ihm der Baron Vanderloo: Wenn er hinter einem Tische säße, würde
man ihn schon für einen ordentlichen Menschen passieren lassen, er dürfe aber
niemals aufstehen wegen unverhältnismäßiger Kürze seiner Beine, welche ihm Ähnlichkeit
mit einem verkleideten Dachshunde gebe. - Herr von Meulen erklärte, er würde
durchaus untadelhaft sein, aber seine Mutter müsse einen zu heißen Leib gehabt
haben, darüber sei er, wie ein allzu scharf gebacknes verbranntes Brot aufgerissen
und zusammengekrochen. - Graf Egmont schrieb auf den Umlaufzettel: Da es eine
Hauptkunst sei, dem Feinde in gewissen Kriegsfällen seine Stärke zu verbergen,
so könnte er sehr nützlich in einer Hosentasche jedes tüchtigen Soldaten angestellt
werden, seine Muskete auf dessen Hosenknopf anlegen und den Feind durch einen
ganz unerwarteten Schuß aus den Hosen des Soldaten erschrecken. - Diese und
ähnliche Meinungen, die jeder ihm, als sehr günstig für seine Anstellung eingeredet
hatte, brachte der Kleine jetzt dem Erzherzoge, der sie mit verbissenem Lachen
durchlas, und ihm dann eine ihm angemessene Anstellung in einem Regimente versprach,
das er bald errichten wolle, und wozu er eine neue Art von Helmen erfunden,
die durch eine Schelle sich hörbar und durch zwei lange Ohren sichtbar machten.
- Achim von Arnim,
Isabella von Ägypten
Zeugnis (2) Meinen Lehrer bat
ich um ein Zeugnis. Ängstlich fragte er: »Und was geschieht, wenn das
Zeugnis niedergeschrieben ist?« »Ja«; sagte ich zu meinem Lehrer,,
»vielleicht versetze ich Sie, vielleicht bleiben Sie sitzen! Aber müssen
Sie es denn niederschreiben, das Zeugnis? Ganz und gar nieder?« -
Günter Bruno Fuchs, Reiseplan für Westberliner anläßlich einer Reise nach Moskau
und zurück. Handbuch für Einwohner N° 2. München 1973
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