eitschlinge  Ich denke, wir befanden uns in einem Zeitlabyrinth. Der Zwischenfall mit dem Messer beruhte darauf, daß im Bereich des stärker werdenden Gravitationsfeldes der Strom der Zeit schneller zu fließen begann, nur an der einen Stelle, und das Messer entfernte sich von uns wie mit einem Sprung in die Zukunft, später aber, als dieses Phänomen auch uns erfaßte, holten wir es gewissermaßen ein. Hinterher las ich bei Weyl von der theoretischen Möglichkeit des Entstehens einer sogenannten Zeitschlinge. Normalerweise existiert nur eine Gegenwart, die unablässig Vergangenheit wird, erst nahe, dann immer fernere. In der Zeitschlinge nun aber kann man einmal die siebente Stunde erleben, dann die achte ... hier beginnt die Zeit rückläufig zu werden, wieder - noch einmal - ist es sieben Uhr... und wenn der Mensch sich an derselben Stelle befindet, an der er um sieben Uhr war, kann er sich selbst begegnen.

In diesem Augenblick existieren zwei Querschnitte der Gegenwart, ein früherer und ein späterer. Wir waren an genau derselben Stelle zu zwei Zeitpunkten: einmal, als wir die Zeitschlinge betraten, und ein zweites Mal, als die Schlinge sich kreuzte. Um eine Stunde älter, sahen wir wieder uns selbst. Einmal von dieser, einmal von jener Seite. Ursachen und Folgen schlossen sich und bildeten einen Kreis. Das Gefühl des Gewichts, des Kräfteverlustes, der Hitze muß von dem plötzlichen Anwachsen der Gravitation verursacht worden sein. So erkläre ich mir das. Aber wozu das dienen sollte, was es bedeutete, weiß ich nicht. - Stanislaw Lem, Die Ratte im Labyrinth (zuerst 1957)

Zeitschlinge (2)
Schleife Zeit Schlinge
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