eitpfeil
Die lineare Kausalität geht davon aus, daß das
Verhältnis zwischen Ursache und Wirkung als eine Funktion der
zeitlichen Abfolge ausgedrückt werden kann. Dank neuerer Entwicklungen
in der Quantenmechanik läßt sich postulieren, daß es möglich ist, die
Wirkungen fehlender Ursachen zu kennen, das heißt, metaphorisch
gesprochen, Wirkungen können Ursachen vorwegnehmen, so daß unsere
Wahrnehmung davon dem physischen Auftreten einer „Ursache" zuvorkommt-
Die Hypothese, die unsere konventionelle Vorstellung von linearer Zeit
und Kausalität auf die Probe stellt und die Möglichkeit der
Zeitumkehrung behauptet, wirft auch die Frage nach dem Grad auf, in dem
das Konzept des „Zeitpfeils" allen wissenschaftlichen Theorien inhärent
ist. Wenn diese Experimente erfolgreich sind, werden die
Schlußfolgerungen darüber, wie sich Zeit historisch als „Uhrzeit"
konstituiert hat, anfechtbar. Es wird experimentell „bewiesen" werden,
was Philosophen, Literatur- und Sozial kritiker seit langem vermuten:
daß die Zeit teilweise ein Konstrukt der Konvention ist und ihre
Unterteilung in Stunden und Minuten das Produkt der Notwendigkeit von
Disziplin in der Industrie, von einer rationalen Organisation der
gesellschaftlichen Arbeit in der frühbürgerlichen Epoche ist. -
Stanley
Aronowitz nach: Alan Sokal, Jean Bricmont, Eleganter
Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen.
München 2001
Zeitpfeil (2)
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