Zeitmaschine   Die MASCHINE des ERFORSCHERS der ZEIT soll:

1. Starrheit, d. h. absolute Elastizität besitzen, um den dichtesten festen Körper in der Art eines unendlich verdünnten Dampfes durchdringen zu können.

2. der Schwerkraft unterworfen sein, um im gleichen Ort des Raumes verharren zu können, aber doch von der Tagesbewegung der Erde unabhängig genug zu sein, um eine unveränderliche Richtung im absoluten RAUM beibehalten -zu können; sie soll folglich trotz ihres Gewichts nicht abrutschen können, wenn der Erdboden im Laufe der Reise sich auszuhöhlen beginnt.

3. nicht magnetisch sein, um nicht als Gegenwirkung (man wird später sehen warum) durch die Drehung der Polarisationsebene des Lichts beeinflusst zu werden. Es gibt einen idealen Körper, der die erste dieser Bedingungen erfüllt: den LEUCHTENDEN ÄTHER, ein vollkommener elastischer, fester Körper, da die Wellenschwingungen sich in der bekannten Geschwindigkeit in ihm fortpflanzen; für jeden  Körper durchlässig oder jeden  Körper ohne berechenbare Reibung durchdringend, da die Erde in ihm wie in einem Vakuum gravitiert.

Aber, und das ist die einzige Ähnlichkeit mit dem kreisförmigen Körper oder dem aristotelischen Äther, er ist ohne Schwere; und sich als Ganzes drehend, bestimmt er die von Faraday entdeckte magnetische Rotation. Nun gibt es einen sehr bekannten Apparat, der ein vortreffliches Modell für leuchtenden Äther darstellt und den drei Forderungen entspricht.

Erinnern wir uns kurz an die Zusammensetzung des leuchtenden Äthers. Er ist ein ideales System stofflicher Teilchen, die mit Hilfe masseloser Triebfedern aufeinander einwirken. Jedes Molekül ist mechanisch der Mantel einer Federwaage, deren Hängevorrichtungen mit denen der benachbarten Moleküle verbunden sind. Ein Zug am Haken des letzten Moleküls wird eine zitternde Bewegung des ganzen Systems verursachen, genauso wie die Front der Lichtwelle fortschreitet.

Die Struktur der Federwaage ist dem rotationsfreien Umlauf von unendlich grossen Flüssigkeiten durch unendlich kleine Öffnungen analog oder einem System, das aus starrem Gestänge und schnell rotierenden Schwungrädern zusammengefügt ist, die durch das Ganze oder einen Teil des Gestänges getragen werden.

Die Federwaage unterscheidet sich nur darin vom leuchtenden Äther, dass sie Schwere hat und sich nicht als Ganzes dreht, wie auch leuchtender Äther sich in einem Feld ohne magnetische Kraft nicht drehen würde.

Wenn man die Winkelgeschwindigkeiten der Schwungräder immer grösser oder die Federn immer stärker werden lässt, werden die Perioden der elementaren Schwingungsbewegungen immer kürzer und der Ausschlag immer schwächer werden: Die Bewegungen werden denen eines starren Systems immer ähnlicher werden, das aus beweglichen stofflichen Punkten im RAUM besteht und sich nach dem wohlbekannten Rotationsgesetz eines starren Körpers dreht, der um seine drei Hauptachsen gleiche Trägheitsmomente hat.

Mit einem Wort, das vollkommene Starrheitselement ist der Gyrostat.

Man kennt jene runden eckigen Kupferrahmen, die ein schnell um seine innere Achse rotierendes Schwungrad enthalten. Auf grund der Rotation hält sich der Gyrostat auf einer beliebigen Seite im Gleichgewicht. Wenn wir den Schwerpunkt ein wenig nach ausserhalb der Vertikalen des Drehpunktes verlagern, dreht er sich im Azimut und fällt nicht. Man weiss, dass der Azimut der Winkel ist, den die durch die Vertikale des Ortes und einen gegebenen Punkt, z.B. einen Stern, bestimmte Fläche mit dem Meridian bildet. Wenn sich ein Körper in einer Rotationsbewegung um eine Achse befindet, von der ein Punkt in die Tagesbewegung der Erdkugel mitgerissen wird, bleibt die Richtung seiner Rotationsachse im absoluten RAUM unveränderlich; und zwar so, dass sich für einen Beobachter, der ohne sein Wissen in die Tagesrotation einbezogen wird, diese Achse geichförmig um die Erdachse zu bewegen scheint, genau so wie eine parallaktische Brille es täte, die ununterbrochen auf ein und denselben Stern dicht am Horizont gerichtet wäre.

Drei schnell rotierende Gyrostaten, deren Achsenlagerlinien parallel zu den drei Dimensionen sind, erzeugen die kubische Starrheit. Auf dem Sattel seiner MASCHINE sitzend ist der FORSCHER — mechanisch gesehen — in einen Kubus von absoluter Starrheit eingeschlossen, der ohne Veränderung jeden Körper in der Art des leuchtenden Äthers durchdringen kann. Und wir haben gerade gesehen, dass die MASCHINE in unveränderlicher Richtung im Raum hängt, aber in Beziehung zurTagesbewegung der ERDE, um einen Anhaltspunkt für die durchlaufene Zeit zu haben. Und überdies hat sie nicht einen einzigen magnetischen Teil, wie ihre Beschreibung zeigen wird.

Die MASCHINE besteht aus einem Ebenholzrahmen, analog dem Stahlrahmen eines Fahrrades. Die Ebenholzstangen sind durch miteinander verlötete Kupferbeschläge zusammengefügt. Die drei Rundstäbe (oder Schwungräder der Gyrostaten) in den drei waagerechten Ebenen des euklidischen Raums sind aus kupferbeschlagenem Ebenholz, in Richtung ihrer Achsen auf ein Gestänge aus spiralförmig gewickeltem Quarzblech montiert, (Quarzblech wird im gleichen Verfahren wie Quarzfaden hergestellt), und die äussersten Glieder drehen sich in Quarzmuffen. Die kreisförmigen Rahmen oder halbkreisförmigen Gabeln der Gyrostate sind aus Nickel. Unter dem Sattel, ein bisschen weiter vorn, sind die Akkumulatoren des elektrischen Motors. Es gibt in der MASCHINE kein anderes Eisen als das Weicheisen der Elektromagneten.

Die Bewegung wird auf drei Rundstäbe durch Spulengetriebe und Endlosketten aus Quarzfaden übertragen, die um drei Zahnräder gelegt sind, ein jedes auf gleicher Ebene mit den Rundstäben und untereinander durch Göpel und Winkelgetriebe verbunden. Eine dreifache Bremse steuert gleichzeitig die drei Achsen. Jede Drehung des vorderen Schwungrades löst eine Klinke aus und vier elfenbeinerne, nebeneinanderliegende oder konzentrische Skalen registrieren mit Hilfe eines Zahnrades oder eines Endlosfadens Tage, Tausende, Millionen und hunderte von Millionen Tage. Eine besondere Skala steht durch das untere Ende der Achse des horizontalen Gyrostaten mit der Tagesbewegung der Erde in Verbindung. Ein Hebel, der sich auf einer zur Längsebene der MASCHINE parallelen Ebene mit einem Elfenbeingriff nach vorn neigen lässt, reguliert die Beschleunigung des Motors; ein zweiter Griff verlangsamt die Fahrt durch eine verstellbare Stange. Man wird sehen, dass die Rückkehr aus der Zukunft in die Gegenwart durch Verlangsamung der Fahrt der Maschine geschieht und die Fahrt voraus in die Vergangenheit mit einer weit höheren Geschwindigkeit vor sich gehen muss (um eine vollkommenere Bewegungslosigkeit der Dauer zu erzeugen) als die Fahrt voraus in die Zukunft. Das Anhalten an einem beliebigen Punkt der Dauer ermöglicht ein Hebel, der die dreifache Bremse blockiert. Im Stillstand berührt die Maschine den Boden mit den kreisförmigen Rahmen zweier Gyrostate; da der gyrostatische Kubus unentwegt rotiert, oder mindestens in der Winkelabweichung gehalten wird, die ein konstantes Paar bilden würde, schwingt die Maschine, wenn sie läuft, im Azimuth am äussersten Ende der Gyrostatenachse der horizontalen Ebene.

Durch die gyrostatischen Wirkungen ist die Maschine für die aufeinanderfolgenden Zeiträume transparent. Sie ist nicht von Dauer und bewahrt ohne Dauer, vor den Phänomenen geschützt, ihren Inhalt. Ob sie im RAUM oszilliert, ob der FORSCHER sogar auf den Kopf gestellt ist, er sieht trotzdem normal und kontinuierlich in gleicher Richtung alle etwas entfernten Gegenstände; da er keinen Anhaltspunkt hat, ist alles, was nah ist, transparent. Da er nicht von Dauer ist, ist während der Reise, und sei sie noch so lang, sogar wenn er eine Rast ausserhalb der Maschine gemacht hat, überhaupt keine Zeit verflossen. Wir haben gesagt, dass er nur die Dauer einer Reibung oder einer Trägheit hat, welche praktisch jene ersetzen kann, der er weiter unterworfen gewesen wäre, wenn er die Maschine nicht bestiegen hätte. Wenn sie läuft, ist die Maschine immer auf die Zukunft gerichtet. Die Zukunft ist die normale Abfolge der Phänomene: ein Apfel hängt am Baum; er wird fallen; die Vergangenheit ist eine umgekehrte Abfolge: der Apfel fällt - vom Baum. Die Gegenwart ist gleich null. Sie ist ein kleiner Bruchteil eines Phänomens. Kleiner als ein Atom. Es ist bekannt, dass die Grösse eines stofflichen Atoms seinem Durchmesser nach 1,5 x 10-6 Zentimeter beträgt. Der Bruchteil einer Sekunde mittlerer Sonnenzeit, dem die GEGENWART gleich ist, wurde noch nicht gemessen.   - (faust)

Zeitmaschine (2)  Ein Zifferblatt zeigte die Tage an, ein zweites je tausend Tage, das nächste Millionen Tage, und das letzte ist in je tausend Millionen Tage eingeteilt. Nun hatte ich. aber die Hebel, statt sie hinüberzudrücken, zu mit herübergezogen, so daß ich weiter voranreiste, und als ich also nun auf die Instrumente blickte, sah ich, daß der Tausenderzeiger so rasch wie der Sekundenzeiger einer Taschenuhr herumschwang - und zwar in die Zukunft.

Während ich weiterreiste, zog langsam eine eigenartige Ver­änderung über das Aussehen der Dinge. Das pulsierende Grau färbte sich dunkler; und dann - obgleich ich noch mit ungeheurer Geschwindigkeit reiste - kehrte die blinklichtartige Folge von Tag und Nacht zurück, die sonst eine geringere Geschwindigkeit andeutete, und wurde immer ausgeprägter. Das war mir zuerst ein Rätsel. Der Wechsel von Tag und Nacht wurde immer langsamer und gleichfalls der Weg zur Sonne über den Himmel, bis beides Jahrhunderte zu dauern schien. Zuletzt brütete ein ständiges Zwielicht über der Erde, ein Zwielicht, das nur dann und wann von einem über den dunklen Himmel schießenden Kometen unterbrochen wurde. Der Lichtstreifen, der die Sonnenbahn angedeutet hatte, war längst verschwunden; denn die Sonne ging nicht mehr unter - sie stieg und fiel nur noch im Westen und wurde immer größer und röter. Vom Mond war keine Spur mehr zu sehen. Das Kreisen der Sterne wurde langsamer und langsamer, bis sie nur noch kriechende Lichtpunkte waren. Zuletzt, kurze Zeit bevor ich anhielt, blieb die Sonne rot und riesig bewegungslos über dem Horizont stehen, eine mächtige Kuppel, die eine dumpfe Hitze ausstrahlte und dann und wann einen kurzen Augenblick lang verlosch. Einmal hatte sie eine kurze Zeit wieder heller geleuchtet, war jedoch bald in düstere Rotglut zurückgefallen. Ich erkannte an dieser Verlangsamung ihres Steigens und Sinkens, daß die Zeit von Ebbe und Flut vorbei war. Die Erde war nun mit der einen Seite zur Sonne zur Ruhe gekommen, so, wie in unserer Zeit der Mond zur Sonne steht. Sehr vorsichtig, denn ich erinnerte mich an meinen ersten jähen Sturz, begann ich meinen Flug abzustoppen. Immer langsamer gingen die kreisenden Zeiger, bis die Tausendernadel stillzustehen schien und der Tageszeiger nicht mehr wie Nebel über die Skala huschte. Ich verlangsamte noch mehr, bis die deutlichen Umrisse eines öden Strandes sichtbar wurden.

Ich hielt sehr vorsichtig ganz an, blieb auf der Zeitmaschine sitzen und sah mich um. Der Himmel war nicht mehr blau. Im Nordosten war er tintenschwarz, und aus der Schwärze leuch­teten hell und stetig die fahlweißen Sterne, Über meinem Kopf war er tief indischrot und sternenlos, und im Südosten erhellte er sich bis zu einem glühenden Scharlach, wo rot und regungs­los und vom Horizont durchschnitten der riesenhafte Ball der Sonne lag. Die Felsen um mich herum hatten eine grelle rötliche Farbe, und die einzige Spur von Leben, die ich zunächst wahrnehmen konnte, war die intensive grüne Vegetation, die jeden Vorsprung auf der südöstlichen Seite des Gesteins be­deckte. Es war das gleiche satte Grün, das man bei Waldmoos oder bei Höhlenflechten sieht: also bei Pflanzen, die wie diese im ewigen Zwielicht wachsen.

Die Maschine stand auf einem abfallenden Strand. Die See erstreckte sich weit nach Südwesten bis zu einem scharf gegen den blassen Himmel abgegrenzten, hellen Horizont. Es gab keine Brandung und keine Wellen, denn es regte sich kein Windhauch. Nur eine leichte, ölige Dünung stieg und fiel wie ein sanftes Atmen und zeigte an, daß das ewige Meer sich im­mer noch regte und lebte. Und am Küstensaum, wo sich das Wasser manchmal brach, lag eine dicke Salzkruste, rosig anzusehen unter dem gespenstisch beleuchteten Himmel. In meinem Kopf spürte ich einen Druck, und mir fiel auf, daß ich  sehr rasch atmete. Dieses Gefühl erinnerte mich an meine ein­zige Bergbesteigung, und daraus schloß ich, daß die Luft dünner sein müßte, als sie jetzt ist.

Weit weg, von der ansteigenden Küste her, hörte ich einen harten Schrei und sah etwas wie einen riesigen weißen Schmet­terling schräg zum Himmel hochflattern und kreisend hinter ein paar niedrigen Hügeln verschwinden

 

Maschine

 

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