Zeichen, schlechtes  Sobald ich in Paris nach Belieben umhergehen konnte, führte die Lust am Unglück und an der Nacktheit mich unweigerlich in die Morgue. Eine Freundin begleitete mich aus Gefälligkeit. Standen wir dann vor den Leichen, schloß sie die Augen. Ich hingegen - geschah es aus Nervosität? -, wenn es die Leiche eines Ertrunkenen war, die da vor uns lag, brach in Gelächter aus.

Eines Tages hörte mich ein alter Mann und sagte voller Empörung: «Du kleine Närrin, wer sagt dir, daß du nicht auch einmal ein Ende nimmst wie jene, die du so mitleidlos verspottest, und die meine Tochter ist! Auch sie war jung und schön wie du, und wir konnten nicht verhindern, daß sie jeden Sonntagmorgen hierhin ging, um den Ertrunkenen ins Gesicht zu lachen. Das ist ein schlechtes Zeichen, wenn man in deinem Alter an so was Gefallen findet.»

Zum erstenmal in meinem Leben von Entsetzen gepackt, lief ich nach Hause und erzählte meiner Mutter, was mir widerfahren war, aber da es ihr nicht gelang, mich zu beruhigen, entschloß ich mich, in die Kirche zu gehn und dort zu beichten.    - Marcel Jouhandeau, Elise erzählt. In: M. J., Elise. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1933 ff.)

 

 

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