ahlensystem, binäres Das I Ging baut sich aus 64 «Bildern» auf, deren jedes aus einer Sechserkombination zweier Symbole besteht. Die beiden Symbole sind ein durchgehender (voller) Strich «—» und ein unterbrochener Strich «- -». Beide werden zunächst zu Grundfiguren - Trigrammen - kombiniert, deren jede aus drei Strichen besteht und denen in den verschiedenen Auslegungen des Buches unterschiedliche Bedeutungen beigelegt werden. So symbolisieren in der als Alte Familie bekannten Deutung drei durchgehende Striche «» den Himmel oder den Vater, drei unterbrochene Striche « » die Erde oder die Mutter. Je zwei Trigramme werden sodann zu einer sechsteiligen Figur - einem Hexagramm - zusammengefügt, wobei Platz und Charakter der Striche sowie ihre Beziehungen zueinander das Bedeutungsspektrum der Gesamtfigur bestimmen. Die aus achtmal acht Trigrammen kombinierte Anordnung der 64 Hexagramme wird dem legendären Kaiser Fu-hsi (Fo-hi), dem mythischen Begründer der chinesischen Kultur, zugeschrieben.
Nimmt man die volle, durchgehende Linie als 1 und die unterbrochene
Linie als 0, so stellt sich das I Ging als ein binäres Zahlensystem
dar. Kein Geringerer als Gottfried Wilhelm Leibniz hatte gegen Ende des 17.
Jahrhunderts eine binäre Arithmetik entworfen, in der nur mit den Zahlen
0 und 1 gerechnet wurde.
Leibniz hielt diese Entdeckung für so bedeutsam, dass er der Académie
Royale des Sciences zu Paris, die ihn 1700 zu ihrem Ausländischen
Mitglied gewählt hatte, als erste Abhandlung seinen Essay über eine neue Wissenschaft der Zahlen,
eben über die Dyadik, über das Rechnen mit 0 und 1, übersandte. Über
den in China tätigen Missionar Pater Bouvet bekam Leibniz sodann
Kenntnis vorn I Ging und interpretierte dieses sogleich als binäres
Zahlensystem. Mehr noch: In dem Ursprung der Zahlen aus 0 und 1 sah
Leibniz «ein schönes Kennzeichen der ständigen Erschaffung der Dinge aus
dem Nichts und ihrer Abhängigkeit von Gott». Das Bild und das Geheimnis
der Schöpfung verbindet sich ihm mit der Entstehung von allem aus dem
Nichts durch die Eins: «Einer hat alles aus nichts gemacht. Eins ist
noth.» - (kroeb)
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