Wunschmaschine  DELEUZE   »Mensch. Wunschmaschinen, alles Wunschmaschinen. Das nicht-ödipale Leben des Unbewußten. Denk doch nach, Mann, du. Ödipus und sein Schwellfuß, hah, verstümmelt. Der Vater hat den Sohn verstümmelt. Gadget und grelle Phantasie. Was denn, was denn, du Krüppel. Bist in der Psychofalle. Wunschmaschinen. Das ist es. Der Vater verkrüppelt, der Sohn haßt, die Mutter liebt. Wunschmaschinen. Für Picabia war die Maschine eine mutterlos geborene Tochter. Ist doch klar, Mann. Buster Keaton und die Hausmaschine, die mutterlose Hausmaschine. Lecker, nicht? Deine Mutter eine Hausmaschine? Alles vollzieht sich nach Wunschmaschinen, über die Wünsche. Bist doch deine eigene Wunschmaschine, deine Mutter die Milchmaschine, du die Denk- und Reaktionsmaschine, Mann.«  

DELEUZE   »Die Maschine bewegt sich, Mann. Der Vater, Papa und Athene, die Alte mit ihrem männlichen Verstand, Mensch. Paternalismus und mimetische Rivalität. Immer locker. Rein, raus. Bewegung. Hast du nun den Ödipuskomplex oder nicht, Mann? Ich kann mich nicht erinnern. Du? Die Psychoanalyse bröselt den Ödipus auf, vergißt die Elektra, protzt mit dem Schwellfuß, macht ihn konkurrenzlos, zu einem Signifikanten, ja, Mann, zu einem Signifikanten, Mensch. Oder? Präödipal, postödipal, afterödipal, analödipal. Was denn? Prä, Post, After, Anal. Ödipal. Ist dir was? Keine Empfindlichkeit, Mensch.«

DELEUZE   »Den symbolischen Ödipus aufmachen, heißt doch, Mensch, sich wie ein Hamster im Tretrad benehmen. Von früh bis spät, vom ersten bis zum letzten Tag Mensch, das Psychokarussell dreht sich bis zum Geht-Nicht-Mehr, Alter. Der Ödipus hat wenig mit Papa und Mama am Schenkel. Er ist Signifikant, Signifikant, verstehst du, Mann, Signifikant, Signifikant, Signifikant, Name, Kultur, Endlichkeit und Ewigkeit, das Leben, Mensch. Signifikant.  Signifikant. Die Kastration, Gewalt, Komplexe. Tatsächlich wird doch damit nur die alte Maschine angekurbelt, Mann. Wunschmaschine. Die ganzen connections der Wünsche, Kastration. Nur um den alten Odipus hineinzupushen in all die imaginären, ontologischen Träumereien. Papa und Mama, daß ich nicht lache, Mann. Rollendivergenzphänomenologie, Mann. Madam I'm Adam. Ein schönes Palindrom. Mannomann, Alter, Mann.«   

DELEUZE   »Ödipus, der Tod, Mensch. Er hat den Tod in die Register der Wünsche eingeführt. Die Psychoanalytiker sind Saboteure der Wünsche, Alter. Ist doch so, Mann. Manifest und latent, Mann, daß ich nicht lache. Verdrängung und verdrängt sein. Mensch, wo denn, wann denn, wie denn, was denn? Die Schizomaschine, sonst nichts, Alter. Der paranoische Apparat. Wunschkoppler und Unterdrücker. Also los, Mann, denken, faß die Maschine am Rohr, speedy, speedy, mort subite, rein, raus, rein, raus, Mann.«  

DELEUZE   »Es scheißt und frißt und fickt und wärmt und lebt. Das Es, Mann, das Es, Mensch, Alter, das Es. Säugling mit behaartem Körper. Polymorph perverser Erwachsener mit einem alten Körper. Träumst du von deinem kleinen mickrigen Ödipuskomplex?

Überall Maschinen, Wunschmaschinen, Maschinen von Maschinen, mit Kupplungen, Röhren, Schaltungen, Getriebe, Kolben, Zylinder, rein, raus... Angeschlossen unsere Organmaschine mit zahllosen Wünschen, Mann. An irgendeine Quellenmaschine, Alter. Die Brust deiner Mutter, eine Milchmaschine, der Mund, eine Kußmaschine, eine Freßmaschine, eine Sprechmaschine, eine Kotzmaschine verbunden mit der Gedärmekotzmaschine, die Lunge, eine Atmungsmaschine. Denk einmal ans Asthma, Alter. He du, Nulle, wieviel rauchst du denn, ha? Sie keucht und quietscht und ächzt, die Maschine. Abschmieren, abschmieren, Alter, zum Service mit dir, geh zum Mechaniker, Mann. Friß dich auf, Maschine... Wir verachten, was wir essen, und wir können nur das essen, was wir verachten, das Tote, tierisch oder pflanzlich, Leichen, Unbeseeltes. Kannibalisch... Wir essen und verzehren das Leben.« - Alles aus: Helmut Eisendle, Die Gaunersprache der Intellektuellen. Frankfurt am Main 1986

 

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