Wunschkind   Ihre Flurnachbarin, nachdem sie mehrfach mit dem gleichen Russen gesoffen und geschlafen hatte, war von ihrem eigenen Mann hinterrücks am Küchenherd mit einer Pistole erschossen worden - worauf sich der Mörder, ein wegen seines Herzleidens von der Wehrmacht heimgeschickter Beamter, selber eine Kugel in den Mund schoß. Zurück blieb das einzige Kind der beiden, ein Mädchen von sieben Jahren. »Ich hab sie schon die ganzen Tage bei meinem Jungen gehabt«, erklärte die Frau. »Ich will sie auch gern behalten. Meinem Mann wird es schon recht sein, wenn er wiederkommt. Der hat sich immer noch ein Mädel gewünscht.« Die Eltern hat man in Wolldecken gewickelt und hastig im Hof des Hauses begraben.  - Anonyma, Eine Frau in Berlin. Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945. Berlin  2005 (zuerst 1954)
 
 

Kind Wünsche

 

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