üstenrätsel
Awad war ein zerlumpter, dunkelhäutiger Bursche von vielleicht achtzehn
Jahren, prachtvoll gewachsen, mit den Muskeln und Sehnen eines
Athleten, geschmeidig und lebendig wie eine Katze und im Sattel zu Hause
(er ritt glänzend). Er sah nicht schlecht aus, wenn er auch in seiner
Erscheinung an die scheue Gedrücktheit der Scherarat erinnerte; und in
seinen wilden Augen lag stets eine Art von mißtrauischer Erwartung, so,
als ob er jeden Augenblick etwas Neues kommen sähe, das er weder
gewünscht noch gesucht hatte und das wohl kaum etwas Gutes bedeuten
würde.
Diese Scherarat-Heloten waren ein Rätsel der Wüste. Andere Menschen
mochten sich Hoffnungen oder Illusionen machen. Die Scherarat wußten,
daß ihnen die Menschheit nichts als ihr nacktes Dasein in dieser oder
einer anderen Welt gönnte. Solche äußerste Erniedrigung war eine gute Grundlage, um darauf Vertrauen
aufzubauen. Ich behandelte sie genau wie die anderen in meiner
Leibgarde. Sie fanden dies erstaunlich, aber waren angenehm berührt, als
sie merkten, daß mein Schutz wirksam und ausreichend war.
Im Laufe des Dienstes wurden sie ganz mein eigen; sie waren gute Sklaven, denn nichts, was die Wüste verlangte, war unter ihrer Würde oder überstieg ihre Kraft und Erfahrung. -
T. E. Lawrence, Die sieben Säulen der Weisheit. München 1979 (dtv 1456,
zuerst 1922)
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