Wuduh-Ritual Die Gemeinde ruft die Göttin Aizan.

Der Houngan bringt eine Tasse mit Weihwasser. Er benützt ein Sträusschen Basilikum als Weihwedel. Ave Maria.

Die Hounsi zerfieseln auf einem Laken einen mannshohen Palmspross. Sie flechten die Fasern zusammen.

Dieusifort bindet sich ein weisses Tuch um den Kopf und tanzt rasend mit dem Palmzopf durch das Heiligtum. Sie jagen ihm nach. Schreie.

Er hält den Zopf wie zwei Hörner vor die Stirn. Leonore darf nicht weiterarbeiten.

Ein Minister ist eingetroffen. Er will nicht fotografiert werden. Der Minister und sein Anhang kriegen in einem Laubenseparee Whisky mit Eis.

Wir - die Spektakelausländer - Coca-Cola und Kuchen. Die besseren Gäste Coca-Cola.

Die armen Gläubigen geeistes Wasser aus einer Balje. Das Houmphort wird mit dem Palmfaserzopf, der Aizan heisst wie die Göttin, begrüsst.

Zwei Mädchen bringen aus dem Heiligenhäuschen eine rote und eine orangene Fahne. Dieusifort tanzt mit einer Machete.

Er kämpft in die Luft hinein, richtet die Machete gegen das Heiligenhaus, gegen die Trommler, gegen die Früchte. Er richtet die Machete immer wieder gegen sich selbst. Wie gut Dieusifort tanzt!

Vier Gesänge für die Marassa, die göttlichen Zwillinge. Zwei Anvalou, ein Zepaule, ein Mai. Vier Gesänge iür Damballah. Küssen der Machete. Küssen der Fahnen. Die Fahnen werden auf die Yam gelegt.

Eine lange katholische Litanei beginnt. Die Gläubigen lassen sich auf geflochtene Matten nieder. Die Trommeln schweigen.

Erst als sich in der Litanei die afrikanischen Götter wieder untei die katholischen Heiligen mischen, geht das Trommeln wieder los. Der Houngan weiht den Mittelpfeiler und die Yam mit Weihrauch.

Cinzano wird an die Ehrengäste verteilt. Tranceketten.

Eine Frau giesst sich Wasser über den Kopf. Eine hält sich die Hand trichterförmig vor das Ohr. Eine wühlt in den Yam. Eine Greisin in Trance wird hinausgeführt. Die Houngan giesst Wasser über die Yam. - Er heiligt die Yam.

Die Greisin, die als Gott hinausgeführt wurde, kommt in Privatkleidern wieder zurück. Der Gott hat sie verlassen. Der Houngan spendiert wieder eine Balje mit Eiswasser für die Armen.

Dieusifort mimt eine Trance. Das Aufstossen. Das Stolpern. Ais jeder sicher ist, nun wird auch der Hübscheste, der Geschickteste gepackt, geschleudert, nun muss sich der Tänzer in den Dreck, den Matsch niederzappeln, schlüpft er lachend in die Ordnung des heiligen Tanzes zurück. Dieusifort mimt noch einmal eine Trance. Jetzt tanzt er die Zerstörung seines Tanzes. Wieder lacht er die, die hofften, ihn auszulachen, aus. Beim nächsten Mal lacht er weniger.

- Djaî. Mystè passé. Li pap resté.

- Djaî. Das Geheimnis ist herbeigekommen, aber nicht geblieben.

- Pi Ogurn pass6 sou Li.

- Dann ging Ogum über ihn weg.

Die Trommler hören auf, ehe Dieusifort fällt.

Dieusifort geht Wasser trinken und wechselt sein klitschnasses Hemd.

Houngan C. erscheint mit einem grünen, von brennenden Kerzen gespickten Hündchen auf dem Kopf.

- Es ist kein Hündchen. Es ist das Lamm für Agoué.

Houngan C. wird vom Meeresgott besessen und tanzt seinen Tanz, das flackernde Kuchenlamm auf dem Kopf.

Die Helfer blasen in grosse Muschelhörner.

Rum über das Lamm.

Das Lamm brennt.

Das Lamm liegt auf den Yam.

Hände.

Von Flammen beflackerte Hände.

Lachen.

Gewisse Rhythmen der Trommler lösen Lachen aus.

Houngan C. spritzt Floridawasser über die Gläubigen.

Zwei Männer streiten sich um eine Frau.

Die Agressionen, welche die Trance vermeidet, werden bei den Streitenden, da sie sich nicht in die Trance retten, in diesem Environment verstärkt.

Der Streit ist hier eine Art negativer Trance.

Es prügeln sich dann fast die Beschwichtiger mit den Beschwichtigern von Beschwichtigern.

Houngan C. hat seinen vierten Gott »im Kopf«.

Feldmarschall Rommel — Papa Ogum, der Kriegsminister in einer roten Plüschuniform mit himmelblauen Kordeln.

Er raucht eine riesige Zigarre und hält eine Flasche Rum bereit.

Rommel leiht sein Käppi her und das Käppi allein löst Trancen aus.

Die Frau, um die gestritten wurde und die zu Hause Prügel erwartet, fällt um, ist gesühnt und söhnt sich mit ihrem Kerl aus.

Trance und Streit kulminieren zusammen. Es hat zu regnen begonnen.

Rommel zieht sich, von einer Plastikdecke geschützt, in das Heiligenhäuschen zurück.

Eigentlich sollte Papa Simbi auch noch erscheinen. Aber der Gott, General Simbi, fürchtet im Regen wohl um die Bügelfalten seines frisch gereinigten Kostüms.

Die Hounsi nehmen die Machete und die Fahnen von den Yam. Sie decken die Blätter ab. Die Früchte werden verteilt.

Die Gläubigen tanzen mit den Früchten auf dem Kopf. Sie legen die Früchte in dem Heiligenhäuschen zum Schlafen.

Schlusstanz.

Ein meckernder Mann bespringt eine Frau.

Dieusifort tanzt mit rausgerecktem Arsch. Einer fasst ihm dran.

Peitschenknallen. Trillerpfeifen.

Es ist zu Ende. - (xan)

Wuduh Sekte

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