orttasche "Du
hast das
studiert, und ich möchte gern wissen, ob du mir das erklären kannst.« Ich habe Vater also gefragt, worum es
ginge. Er erklärte, soweit er das verstanden habe, sende ein Atom, wenn es von
einem Zustand in einen anderen übergeht, ein Lichtteilchen aus, das man als
Photon bezeichnet. Ich sagte: »Das stimmt.« Daraufhin fragte er weiter: »Alsdann,
ist das Photon schon in dem Atom drin, ehe es ausgesendet wird, oder ist anfangs
kein Photon da?« Ich erklärte: »Nein, das taucht erst dann auf, wenn das Elektron
in Bewegung gerät.« - »Na schön, aber wo kommt es dann her, wieso wird es ausgesendet?«
Nun konnte ich ja nicht einfach antworten: »Der allgemeinen Auffassung nach
bleibt die Anzahl der Photonen nicht erhalten; sie entstehen erst durch die
Bewegung des Elektrons. » Ich konnte es ihm auch nicht auf die Weise erklären,
daß ich beispielsweise sagte: »Das Geräusch, das ich jetzt von mir gebe, war
nicht schon vorher in mir drin.« Bei meinem kleinen Sohn ist das ganz etwas
anderes: Als der zu sprechen angefangen hat, erklärte er plötzlich, er könne
ein bestimmtes Wort nicht mehr sagen - das Wort »Katze« war es -, weil es ihm
in seiner Worttasche ausgegangen sei (lacht). So etwas gibt es nun mal nicht,
eine Worttasche, die in einem drin ist, so daß man die Wörter aufbraucht, wenn
man sie sagt - man bildet sie einfach ganz nach Bedarf. Und genauso gibt es
in dem Atom keine Photonentasche; wenn die Photonen ausgesendet werden, kommen
sie nicht von irgendwoher. Besser konnte ich es einfach nicht erklären. Folglich
war er in der Hinsicht ganz und gar nicht zufrieden mit mir: Nie konnte ich
ihm auch nur eines der Probleme erklären, die er nicht verstand (lacht). Es
war also alles umsonst gewesen: Da hatte er mich auf alle diese Universitäten
geschickt, um derlei Dinge herauszufinden, und trotzdem hat er sie nie verstanden.
- Richard P. Feynman, Es ist so einfach. Vom Vergnügen, Dinge zu entdecken.
München 2001
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