ortschatzreduktion   Was ihn vor allem überraschte, war die Tatsache, dass sie einen äußerst beschränkten Wortschatz hatten, der kaum über ein Paar Dutzend Wörter hinausging, und er fragte sich, ob die Kubus nicht in der Art ihrer fernen Nachbarn, der Papuas, ihren Wortschatz freiwillig verarmen ließen, indem sie jedesmal, wenn es im Dorf einen Toten gab, Wörter tilgten. Die Folge davon war, dass ein gleiches Wort eine immer größer werdende Anzahl von Gegenständen bezeichnete. So bedeutete pekee, das malaiische Wort für Jagd, unterschiedslos jagen, gehen, tragen, Speer, Gazelle, Antilope, schwarzes Schwein, my'am, eine Art äußerst pikantes Gewürz, das bei der Zubereitung von Fleischgerichten reichlich Verwendung findet, Wald, der nächste Tag, Morgendämmerung usw. Ebenso bedeutete sinuya, ein Wort, das Appenzzell mit den malaiischen Wörtern usi, Banane, und nuya, Kokosnuss in Verbindung brachte, essen, Mahlzeit, Suppe, Flaschenkürbis, Löffelreiher, Matte, Abend, Haus, Topf, Feuer, Feuerstein (die Kubus schlugen Feuer, indem sie die beiden Feuersteine aneinanderrieben), Gewandspange, Kamm, Haare, Rojas (ein Färbemittel für die Haare, hergestellt auf der Basis von Kokosmilch, die mit verschiedenen Pflanzen und Erden vermischt wird) usw. Wenn von allen Besonderheiten im Leben der Kubus diese linguistischen Züge die weitaus bekanntesten sind, so deshalb, weil Appenzzell sie in einem langen Brief an den schwedischen Philologen Hambo Taskerson, den er in Wien kennengelernt hatte und der damals in Kopenhagen mit Hjelmslev und Brøndal zusammenarbeitete, ausführlich beschrieben hatte. Er wies beiläufig noch darauf hin, dass diese Besonderheiten ganz eindeutig auch für einen europäischen Schreiner zum Beispiel Geltung hätten, der, wenn er von seinem Lehrling Werkzeuge mit ganz präzisen Namen verlangt - Streichmaß, Falzhobel, Hohlkehle, Raubank, Kreuzmeißel, Raspel, Simshobel usw. -, einfach zu ihm sagt: »Gib mir mal das Dings.«   - (rec)