ortschatzlücke »Für Normalbumsen gibt es auch kein Wort. Nur für -«
»Doch«, antwortete sie ruhig, ohne von ihrem Buch aufzublicken. »Es gibt das Wort Missionarsstellung.«
Jedem von ihnen fiel auf, dass der andere ein bisschen rot wurde. Was sehr peinlich war, denn schließlich waren sie erwachsene Menschen. Und so wurden sie eigentlich rot, weil sie rot wurden. Ihm fiel auf, dass ihren unmerklich nach oben wandernden Pupillen auffiel, dass ihm auffiel, dass sie ein bisschen rot wurde, während ihr auffiel, dass ihm auffiel, dass ihr auffiel, dass er ein bisschen rot wurde, und obwohl jeder von ihnen noch hoffte, dass nur die Errötung des anderen sichtbar, das eigene Gesichtsgefühl aber noch eine unsichtbare, bloß farblose Wangenerhitzung sein möge, war der Prozess der unendlichen gegenseitigen Errötungshochschaukelung nicht mehr zu stoppen, bis ihnen nichts anderes mehr übrigblieb, als so zu tun, als wäre nichts.
»Das stimmt zwar«, sagte Benjamin Lee Baumgartner so sachlich, als wären
sie beide nicht rot wie fiebrige Kinder, sondern blass wie das Erbrochene, das
seit den
Boden des Zugklos bedeckte, »aber gerade mit der Missionarsstellung habe ich
persönlich eine Geschichte, die zeigt, wie wenig wir mit einem eigenen Begriff
für das Normale, für das Nichtbesondere rechnen.« - Wolf Haas, Verteidigung der Missionarsstellung.
Hamburg 2012
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