ort, letztes   Ich hörte von einer Dame, die todkrank war. Als sie einen ihrer Verwandten mit einem andern, der schrecklich groß ausgestattet war, streiten hörte, es waren indessen gute Leute, begann sie zu lachen und sagte: »Ihr seid große Narren« und wendete sich auf die andere Seite, lachte und verschied.   - (brant)

Worte, letzte (2)   Wie eines Menschen Leben ist, so ist auch sein Ende. Es wurde seiner Mutter kundgetan, daß er krank sei. Die war bald zur Reise gerüstet, kam zu ihm und glaubte, von ihm Geld zu erhalten, denn sie war eine alte, arme Frau. Als sie zu ihm kam, begann sie zu weinen und sprach: »Mein lieber Sohn, wo bist du krank?« Eulenspiegel sagte: »Hier zwischen der Bettstelle und der Wand!« »Ach, lieber Sohn, sag mir doch ein süßes Wort!« Eulenspiegel sprach: »Liebe Mutter, Honig, das ist ein süßes Wort.« Die Mutter sagte: »Ach, lieber Sohn, gib mir doch noch eine gute Lehre, bei der ich deiner gedenken kann.« Eulenspiegel sprach: »Ja, liebe Mutter wenn du deine Notdurft verrichten willst, kehre den Arsch von dem Winde weg, dann kommt dir der Gestank nicht in die Nase.«

Die Mutter sagte: »Lieber Sohn, gib mir doch etwas von deinem Gut!« Eulenspiegel sprach: »Liebe Mutter, wer nichts hat, dem soll man geben, und wer etwas hat, dem soll man etwas nehmen. Mein Gut ist verborgen, so daß niemand etwas davon weiß. Findest du etwas, was mir gehört, so magst du es nehmen; ich gebe dir von meiner Habe alles, was krumm und was gerade ist.« - (eul)

Worte, letzte (3) Gebt mir meine Brille! (Thomas Mann)

O je, jetzt werde ich wohl in einen Gott verwandelt! (Vespasian)

Ich wünsche in die Hölle zu kommen und nicht in den Himmel. Im ersteren Ort genieße ich die Gesellschaft von Päpsten, Prinzen und Königen, während im letzteren nur Bettler, Mönche und Apostel zu finden sind.  (Macchiavelli)

Sterben ist eine sehr langweilige, öde Sache. Mein Rat an dich ist, nichts damit zu tun zu haben. (W.S. Maugham)

Jetzt habe ich ein Leben lang Angst vor dem Sterben gehabt, und jetzt das. (Karl Valentin)

Ich flehe euch an - vernichtet alle unanständigen Gedichte und Zeichnungen. (Aubrey Beardsley)

Nehmt diese Kissen weg - die brauch ich jetzt nicht mehr. (Lewis Carroll)

Ich langweile mich, ich langweile mich! (Gabriele d'Annunzio)

Ich verrecke wie eine vergiftete Ratte in einem Loch. Ich bin der ich bin! Ich bin der ich bin!  (Jonathan Swift)

Lassen wir den Dingen ihren Lauf!  (Jean Paul)

Bei mir geht auch alles schief. (Michel Bestuschew, Verschwörer gegen Zar Nikolaus I. Bei der Hinrichtung riß der Strick)

Acht Tage mit Fieber! Ich hätte noch Zeit gehabt, ein Buch zu schreiben. (Balzac)

Ein scharfes Heilmittel, aber es hilft gegen alle Übel. (Sir Walter Raleigh, enthauptet 1618)

Dante hat mich immer gelangweilt. (Lope de Vega)   - Gesammelt von Werner Mintosch, in: Das Tintenfaß 4. Zürich 1981

Worte, letzte (4)  Er stieß mir die Faust nachdrücklich in die Eier. Der Schrei in meiner Kehle erstarb unter dem Ansturm der Schmerzen, und ich murmelte etwas, das Carl anscheinend hören wollte. Er beugte sich über mich und fragte: »Was? Was?«

Und diese zweimal wiederholte Frage war das letzte, das Carl Evello von sich geben konnte, denn er war zu nahe gekommen, und da schlangen sich meine Hände um seinen Hals und drückten so fest, daß die Finger in seinem Fleisch verschwanden und ihm die Augen wie harte kleine Murmeln fast aus den Höhlen kullern wollten. Ich preßte und drückte ihn nach unten auf die Knie, und dabei war nicht ein Laut zu hören. Mit einer irren Wut krallten sich seine Fingernägel mir in die Handgelenke, aber es dauerte nur ein paar Sekunden, dann hörten sie auf, und sein Kopf fiel nach hinten. In der gähnenden Öffnung seines Mundes steckte die angeschwollene Zunge, und Dinge in seinem Schlund wurden überdehnt und zerrissen. Als ich ihn losließ, strömte nur noch ein geringer Luftstrom pfeifend zurück m seine Lungenflügel, die kurz vor dem Platzen waren.  - Mickey Spillane, Küß mich, Tod. Hamburg 1999  (rotbuch 1105, zuerst 1955)

Worte, letzte (5)  Dann kam Hérault de Séchelles heraus und Danton mit ihm, ohne den Anruf abzuwarten und ohne, daß ihn jemand hinderte. Die Gehülfen hatten Hérault schon ergriffen, als er hinzutrat, ihn zu umarmen. Hérault, der nach dem Fallbrett gestoßen wurde, konnte ihm das letzte Lebewohl nicht sagen und Danton rief: «Ihr Dummköpfe! wollt Ihr verhindern, daß unsere Köpfe sich im Korbe küssen?» - Sanson, Nachwort zu (hds)

Worte, letzte (6)  Toby war ein farbiger Gentleman, von Beruf  Rechtsanwalt, der eine rührende Liebe zu seinen in Bedrängnis geratenen Brüdern und Schwestern im Herzen trug. Unglücklicherweise überstieg diese Liebe irgendwann Rechtsanwalt Harmons Kräfte. Und dieser frommste und sanfteste aller Barrister saß zum Schluß selbst in der Todeszelle und wartete auf den Henker.

Hoch auf einem weißen Roß sitzend, hatte er eine Parade von rund hundert seiner Bewunderer zum Rathaus führen wollen, als ein Schutzmann, der den Verkehr regelte, die Hand hob und der Kavalkade Einhalt gebot. Rechtsanwalt Harmon zog eine Pistole, ein Geschenk eines seiner Jünger, schoß den Polizisten nieder und rief: »Vorwärts zum Rathaus und zum Tausendjährigen Reich Christi.«

Ich mochte Toby Harmon und besuchte ihn oft in seiner Todeszelle. Einen geistig regeren und besser informierten Gentleman habe ich nie gekannt. Er war ein bewanderter Historiker und scharfsinniger Ökonom. Während unserer Gespräche in seiner Zelle erwähnten wir nie den Freitagmorgen, der Toby den Henkerstrick bringen würde, auch nicht den seltsamen Zwischenfall, der ihn an diesen Ort gebracht hatte. Toby selbst schien jenem Abschnitt seines Lebens völlig gleichgültig gegenüberzustehen. Er studierte und forschte fleißig, las in dicken Bänden, machte sich Notizen, entwarf utopische Pläne und hielt den Hilfssheriff damit auf Trapp, ständig in die Städtische Bibliothek zu springen. Auch als der Henkerszug vor seiner Zelle aufmarschierte, war Toby noch eifrig dabei zu planen und zu forschen.

Zehn Minuten später sah ich Toby Harmon auf dem Galgen stehen. Er trug seinen Lieblingsgehrock, aber ohne den üblichen Stehkragen. Er blickte sich geschäftig um, und als man ihm die Arme am Körper festband, bemerkte ich, daß er immer noch seine Notizblätter in den Händen hielt. Auf die Frage, ob er noch etwas sagen wolle, lächelte Toby höflich, schüttelte den Kopf und antwortete mit wundervoll überlegener Stimme. »Im Augenblick nicht.«  - Ben Hecht, 1001 Nachmittage in New York. Frankfurt am Main 1992 (it 1323, mit Zeichnungen von George Grosz, zuerst 1941)

Worte, letzte (7)

Worte, letzte (8)   Ein drolliges Ding, das Leben — dieser rätselhafte Aufwand erbarmungsloser Logik zu einem so nichtigen Zweck. Das äußerste, was man sich von ihm erhoffen darf, ist ein wenig Selbsterkenntnis — die zu spät kommt -, eine Ernte unauslöschlicher Reue. Ich habe hart mit dem Tod gerungen. Man kann sich keinen weniger spannenden Zweikampf denken. Er findet statt in einem unfaßbaren Grau, ohne festen Stand, ohne irgend etwas, ohne Zuschauer, ohne Geschrei, ohne Ruhm, ohne das große Siegesverlangen, ohne die große Furcht vor der Niederlage - findet statt in einer eklen Atmosphäre schalen Zweifels, ohne viel Glauben an das Recht auf der eigenen Seite, zu schweigen von dem an das Recht des Gegners. Wenn dies der Wahrheit letzter Schluß ist, dann ist das Leben ein größeres Rätsel, als es die meisten von uns sich vorstellen. Um ein Haar wäre ich in die Lage gekommen, eine letzte Äußerung zu tun, und ich mußte zu meiner Beschämung entdecken, daß ich wahrscheinlich nichts zu sagen gehabt hätte.  - Joseph Conrad, Herz der Finsternis. Frankfurt am Main 1968

Worte, letzte (9)   »Ich werde irgendwohin gehen, wo mich niemand findet... Laßt mich in Frieden... Man muß abhauen, irgendwohin abhauen«. - Leo Tolstoi, nach (scia)

Worte, letzte (10)  »Es bereitet mir die größte Freude, daß ich euch verloren habe« - sagt er zu seinen Freunden aus jener ihm wohl schon sehr fern erschienenen Zeit — »und ich wünsche mir, es mögen euch alle mit derselben Freude verlieren, mit der ich euch verloren habe.« - Aldo Moro im "Volksgefängnis" der Roten Brigaden, nach (scia)

Worte, letzte (11)  

Worte, letzte (12)  Unter den niedrigen Seelen der Possenreißer haben sich einige gefunden, die von ihren Späßen selbst im Tode nicht lassen wollten. Jener, als ihn der Henker von der Leiter stieß, rief: Glückliche Reise!, was seine gewöhnliche Floskel war. Und der andere, den man in seinen letzten Zügen längs dem Kamin auf einen Strohsack gelegt hatte, antwortete dem Arzt, der ihn fragte, wo ihn das Übel gepackt halte: zwischen der Bank und dem Feuer. Und als der Priester, um ihm die Letzte Ölung zu geben, seine Füße suchte, die er, vor Schmerzen gekrümmt, an sich gezogen hatte: Ihr werdet sie, sagte er, am Ende meiner Beine finden. Den Mann, der ihn ermahnte, sich Gott zu empfehlen, fragte er: Wer geht dorthin?, und als ihm der andere antwortete: Das wirst bald du selbst sein, wenn es ihm gefällt. — Werde ich wohl morgen abend bei ihm sein? erwiderte er. Empfiehl dich ihm nur, fuhr der andere fort, du wirst demnächst anlangen. — Da ist es also besser, versetzte er, wenn ich ihm meine Empfehlungen selber überbringe.  - (mon)

Worte, letzte (13)  

Worte, letzte (14)  Alle Beteiligten bei der Hinrichtung der Perrys haben gelacht, die Masse der Zuschauer, Frauen und Kinder, die Perrys unter dem Galgen und die Henker, denen es vor Lachen schwer gefallen ist, die Schlinge ordnungsgemäß zuzuziehen. Einige in der Menge werden sich anfangs ein wenig geniert haben, aber mit der Zeit werden sie das Lachen nicht haben unterdrücken können, am wenigsten schließlich der junge Perry, der aus vollem Halse gelacht hat, als ihm der Strick um den Hals gelegt wurde, so daß die Umstehenden kaum seine letzten Worte verstehen konnten, die ungefähr heißen sollten: Ihr werdet noch große Wunder erleben --- - sie gingen im unartikulierten Gurgeln unter.   - Nach (net)

Worte, letzte (15)  

Worte, letzte (16)  „Wissen Sie, was er sagte, als er starb?" begann sie plötzlich. „Er sagte es nicht eigentlich zu mir. Ich war nur zufällig auch da. Er sagte es zu jedermann, im allgemeinen. Er sagte: .Christus! Ich habe mein Leben genossen!' Er gebrauchte das Wort .Christus' gerade so, wie ich es jetzt sage, als Ausruf. Dort war ein junger Geistlicher, eben erst aus Cambridge gekommen, ein Sportsmann; und als Ihr Vater so dieses .Christus' ausrief — in der nächsten Sekunde war er übrigens tot —, hörte ich den murmeln: .Ein Glück für Sie, Sir!', als wäre es ein hübscher Schlag bei einem Cricketmatch gewesen."  - John Cowper Powys, Wolf Solent. Wien u. Hamburg 1986 (zuerst 1929)
 
 

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