Die lustige Witwe l Das ist die lustige Witwe, 2 Das ist die lustige Witwe, 3 Denn sie ist grad wie die Spinne, 4 Das ist die lustige Witwe, 5 Ihr Deutschen, die lustige Witwe 6 Treibt rechts und links zusammen 7 Und wißt: so 'ne lustige Witwe, 8 Denn eh' sie nicht Hochzeit gehalten, |
- Erich Mühsam 1917, in: E. M., Zur Psychologie
der Erbtante. Satirisches Lesebuch 1900 - 1933. Berlin 1985 (Eulenspiegel-Verlag)
Witwe, lustige (2) Ihr Körper glühte nach dem Bad. Sie spürte keinerlei Müdigkeit und vollführte im nassen Gras einen freudigen Tanz. Plötzlich hörte sie auf zu tanzen und spitzte die Ohren. Das Prusten kam näher, und im Weidengesträuch zeigte sich ein nackter Dickwanst mit schwarzem Seidenzylinder, den er auf den Hinterkopf geschoben hatte. Seine Füße waren mit einer Schlammschicht überzogen, und es sah aus, als trüge er schwarze Schuhe. Nach seinem Schnaufen und Hicken zu urteilen, war er tüchtig betrunken, was übrigens dadurch bestätigt wurde, daß der Fluß plötzlich nach Kognak roch.
Als der Dickwanst Margarita erblickte, starrte er sie an, dann brüllte er freudig:
»Was ist denn das? Wen seh ich da? Claudine, das bist du doch, du lustige Witwe? Du auch hier?« Und er kam zur Begrüßung dicht heran.
Margarita trat zurück und antwortete würdevoll:
»Scher dich zu des Teufels Großmutter! Was heißt hier Claudine? Kuck dir vorher an, mit wem du redest.« Nach kurzem Überlegen schloß sie ihre Rede mit einem langen, nicht druckfähigen Fluch. All das ernüchterte den leichtsinnigen Dickwanst.
»Oi!« rief er leise und zuckte zusammen, »verzeiht mir großmütig, erlauchte Königin Margot! Ich habe mich versehen. Schuld daran ist der verfluchte Kognak!« Der Dickwanst beugte das Knie, schwenkte den Zylinder zur Seite, machte eine Verbeugung und radebrechte in einem Gemisch von Russisch und Französisch allen möglichen Humbug von der blutigen Hochzeit seines Freundes Guessard in Paris und vom Kognak und davon, wie zerknirscht er über seinen betrüblichen Irrtum sei.
»Zieh dir wenigstens Hosen an, du Hundesohn«, lenkte Margarita ein. -
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meist
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