itterung  

Gesang an die Welt

Ach knallige Welt, du Lunapark,
Du seliges Abnormitätenkabinett,
Paß auf! Hier kommt Groß,
der traurigste Mensch in Europa,
«Ein Phänomen an Trauer.»
Steifen Hut im Genick,
Kein schlapper Hund!!!!
Niggersongs im Schädel,
Bunt wie Hyazinthenfelder,
Oder turbulente D-Züge,
Über rasselnde Brücken knatternd -
Ragtimetänzer,
Am Staketenzaun wartend, mit der Menge
Auf Rob. E. Lee.
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Horrido!
Beim Bart des Oberlehrers Wotan -
Nachmittags verbrämte Kloaken,
Überpinselte Fäulnis,
Parfümierter Gestank -
Groß witterts.
Parbleu! Hier riecht's nach gebratenen Kindern.

 - George Grosz, nach: Lothar Fischer, G.G. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1976

Witterung (2)  Als er in die Nähe eines Dorfes kam, witterten zwei Weiber, die nach Wurzeln gruben, den Wohlgeruch seines Leibes. Und das eine Mädchen fragte: »Wachsen hier süßduftende Pflanzen in der Nähe?«   < - »Nicht daß ich wüßte«, entgegnete die andere. Da aber sahen sie den Jüngling aus dem Unterholz des Busches auftauchen. »Bua! Was für ein wundervoller Mann ist das«, riefen beide und verbargen sich in den Krautern, in die wild wuchernden Krauter steckten sie ihre Köpfe. Als der junge Krieger nun nahe genug herangekommen war, sprangen sie auf und suchten ihn festzuhalten, an den Armen suchten sie ihn zu halten. Doch es wollte ihnen nicht gelingen, denn die Salbe hatte die Glieder schlüpfrig gemacht. Aber der Mann blieb stehen und fragte: »Ja, seid ihr denn auch schöne Mädchen?« Und er prüfte sie von oben bis unten und sah, daß sie voller schwärenden Wunden waren. Schauernd wandte er sich ab. »Scheußlich seid ihr, viel häßlicher als mein Weib, das ich verlassen habe«, sagte er, schritt davon und ließ die enttäuschten Weiber zurück. Und er ging und ging und ging und ging...

Als er in die Nähe eines anderen Dorfes kam, witterten zwei Weiber, die nach Gallipnüssen suchten, den Wohlgeruch seines Leibes. Und das eine Mädchen fragte: »Wachsen süßduftende Pflanzen hier in der Nähe?« - »Nicht daß ich wüßte«, entgegnete die andere. Da sahen sie den schönen Jüngling zwischen den Stämmen heraustreten, und sie verbargen sich in einem Busch, in einen dichten Busch steckten sie ihre Köpfe. Als der Mann aber nahe herangekommen war, sprangen sie auf und riefen: »Bleibe bei uns!« Er aber fragte sie: »Seid ihr denn schöne Weiber hier?« Und er musterte sie und bemerkte, daß sie Hasenscharten hatten und beim Sprechen Töne wie Taubstumme hervorbrachten. »Oh, wie seid ihr übel«, sagte er, »viel häßlicher als mein Weib, das ich verlassen habe.« - »Komm du nur in unser Dorf«, schimpften die erbosten Weiber, »erschlagen werden dich unsere Männer, kriegerisch und stark sind sie.« - »Ich fürchte mich nicht vor euren Männern«, antwortete der Jüngling und wandte sich zum Gehen. »Ermorden und fressen werden dich unsere Männer«, so keiften die Verschmähten hinter ihm drein. Er aber ging und ging und ging und ging... Und als er an die Meeresküste kam, witterten zwei Weiber, die beim Fischfang waren, den Wohlgeruch seines Leibes, und die eine Frau sagte: »Wachsen süßduftende Pflanzen hier in der Nähe?« - »Nicht daß ich wüßte«, entgegnete die andere. Da sahen sie den geschmückten Jüngling den Strand entlang kommen und verbargen sich im Gras, ins hohe Gras steckten sie ihre Köpfe. Als aber der Mann in ihre Nähe gekommen war, sprangen sie auf und zeigten sich ihm.

Er blieb stehen, betrachtete sie einen Augenblick und fragte dann: »Ja, gibt es denn nirgends schöne Mädchen? Alt seid ihr und verblüht, eure Brüste sind welk und hängen. Ihr ekelt mich an; ich gehe.«-»Erwürgen sollen dich unsere Männer, kampfgeübt und gewandt sind unsere jungen Leute!« So schrien die Alten hinter ihm her. »Auch ich bin kampferprobt«, gab der junge Mann zurück, »dazu trage ich im rechten Armband hiraku, das Kriegsamulett, im linken aber magarra, das die Weiber liebestoll macht.« Und er machte sich wieder auf den Weg. Und er ging und ging und ging und ging... Und als er an einen großen Baum kam, der im flachen Wasser stand, kletterte er hinauf und versteckte sich in seiner Krone, in den buschigen Zweigen verbarg er sich. Noch hatte er nicht lange dort gesessen, als er zwei Mädchen im Busch singen hörte; immer näher erklangen die Stimmen und schließlich traten sie aus dem Uferwald heraus. Kokosnußschalen trugen sie in den Händen, um Wasser zu schöpfen. Und es waren herrliche Mädchen, stolz trugen sie ihre Brüste, und fest und rund waren ihre Schenkel und Lenden. Alles das sah der Mann vom Wipfel des Baumes aus, und er pflückte eine Frucht und ritzte mit den Fingernägeln schöne Zeichnungen in die Schale. Als er damit fertig war, höhlte er die Frucht ein wenig aus und tat magarra hinein, um die Mädchen in Liebe entbrennen zu lassen. Aber nun hob das eine Mädchen plötzlich die Nase, sie hatte den Wohlgeruch des Mannes gewittert. Aufmerksam sog sie die Luft ein und fragte ihre Gefährtin: »Wachsen süßduftende Pflanzen hier in der Nähe?« - »Nicht daß ich wüßte«, entgegnete diese. Da warf der Mann die beschnitzte Frucht, daß sie in hohem Bogen ins Wasser fiel. Eines der Mädchen sah die Frucht fallen, fischte sie auf und entdeckte die Zeichnungen. »Oh, dies hat sicher ein kunstreicher Mann gemacht«, riefen beide und eifrig äugten sie nach allen Seiten, bis sie den Jüngling im Geäst des hohen Baumes entdeckten. »Komm herunter, komm schnell herunter und nimm uns alle beide«, riefen die Mädchen. »Einverstanden«, gab der Mann zurück und glitt eiligst den Stamm hinab. Er stieg ins Wasser und watete auf die Mädchen zu, näher und näher kam er ihnen, und diese sahen, wie schön, wie herrlich er war. Und die beiden jungen Weiber gingen ihm entgegen, faßten ihn um den Leib, schmiegten sich an ihn und führten ihn in den Busch nach einer verlassenen Hütte. »Bleib hier verborgen«, sagten sie zu ihm, »hier im Versteck verharre, bis wir zurückkommen.« Und sie gingen und holten geröstete Taroknollen. Als der Mann gegessen hatte und sich wieder kräftig fühlte, sprang er auf und fragte die Mädchen: »Wo liegt euer Dorf? Hingehen will ich und die Männer erschlagen.«  - (sued)

 

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